Eine Nomadin in New York

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"Oh boy“, what a girl: Nicht nur der Plot, auch die Ästhetik der Coming-of-Age-Komödie "Frances Ha“ erinnert stark ans erfolgreiche Leinwanddebüt von Jan-Ole Gerster. Wie sein deutscher Kollege setzt US-Filmer Noah Baumbach auf kühle Schwarzweißbilder, die einen Kontrapunkt zum heiter-melancholischen Erzählstil der Großstadtballade bilden. Widersprüchlich auch Baumbachs Protagonistin: Frances tingelt als moderne Nomadin durch New York - von Apartment zu Apartment und von einem unterbezahlten Job zum nächsten. Und das, obwohl sie große Pläne hat: Die Endzwanzigerin möchte als erfolgreiche Tänzerin Karriere machen. Allerdings ist sie zu oft zur falschen Zeit am falschen Ort, um auf den Brettern, die für sie die Welt bedeuten, richtig Fuß zu fassen. Aber obschon sie immer wieder beruflich und privat stolpert und fällt, Aufgeben ist für die schlaksige Chaotin keine Option.

"Frances Ha“ ist ein seltener Glücksfall in der aktuellen Kinolandschaft: Drehbuch, Regisseur und Hauptdarstellerin bilden eine ideale Symbiose. Leichtfüßig begleitet Baumbach seine durchs Leben mäandernde Hauptdarstellerin durch die Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens und beobachtet sie bei der Suche nach ihrem Platz im Leben.

Drehbuch, Regie, Hauptdarstellerin: eine Symbiose

Beinahe beiläufig verschwimmen dabei die Grenzen zwischen Inszenierung und Generationenporträt. Das Resultat ist eine Wirklichkeitsnähe, die statt stilisierter Bohème-Klischees den rauen Alltag einer orientierungslosen Künstlerin widerspiegelt - ein Leben zwischen Wohnungssuche, Aushilfsjob und Geldsorgen. Probleme, die Greta Gerwig nicht (mehr) hat: Die Ikone des US-Independent-Kinos, zuletzt an der Seite von Alec Baldwin und Ellen Page in Woody Allens "To Rome with Love“ zu sehen, verleiht ihrer titelgebenden Heldin eine unerschütterliche Zuversicht, die sich als positive Grundstimmung im Arthouse-Kleinod niederschlägt. Gerwig überzeugt nicht nur auf der Leinwand, sondern auch als kreativer Kopf hinter der Kamera. Die schauspielende Drehbuchautorin verpasst ihrem Alter Ego autobiografische Ecken und Kanten und vermittelt ein Lebensgefühl, das der Feel-Good-Soundtrack des Films auf den Punkt bringt: "Everyone’s a winner.“

Frances Ha

USA 2012. Regie: Noah Baumbach.

Mit Greta Gerwig, Mickey Sumner, Michael Esper. Filmladen. 86 Min.

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