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Vom 17. bis 20. Mai fand zum achten Mal die Hörspieltagung in der Wienerwaldstadt Neulengbach statt.

Als am 17. Mai die Nachricht vom Tod des Komponisten Peter Zwetkoff (1925-2012) durch die Medien ging, hatten sich gerade rund 50 Hörspielautoren, Produzenten und Regisseure in Berging bei Neulengbach versammelt, um die heurige Tagung zu eröffnen. Vor allem der renommierte Hörspielregisseur Götz Fritsch, seit Jahren Mitgestalter der Tagung, wies auf die Verdienste Zwetkoffs hin, der als Meister der Hörspiel-, Bühnen- und Filmmusik galt. Mit Fritsch hatte Zwetkoff zahlreiche Produktionen eingerichtet, etwa Johann Nestroys "Freiheit in Krähwinkel“, Christa Wolfs "Der Störfall“ oder Ruth Klügers "Weiter leben“, deren Präsentation die Tagung beendete.

Zwetkoff verfasste die Musik zu über 250 Hörspielen. Drei Mal erhielt er sowohl den Hörspielpreis der Kriegsblinden als auch den Karl-Scuka-Preis, 2011 wurde ihm der Billy Wilder Award der Wiener Filmakademie überreicht.

Ständige technische Innovation

Über die Möglichkeiten und Bedeutung des Mediums Hörspiel wurde heuer speziell unter dem Aspekt der technischen Erneuerungen diskutiert. Ausgehend von Alexander Schuhmachers Realisierung "Die Nacht aus Blei“ (von Hans Henny Jahnn), die in Dolby-Surround 5.1 präsentiert wurde, dominierte die Frage nach der Beziehung zwischen Technik und Ästhetik. Die Tendenzen gehen in Richtung ständiger technischer Verbesserung, wie der renommierte Berliner Tonmeister Jean Szymczak bestätigte.

"Welche Auswirkungen die technischen Entwicklungen für die Kunst haben, inwieweit künstlerisch-ästhetische Ideen die Technik beeinflussen und ob es gelingen kann, für das Hörspiel auch andere Präsentationsformen als das ureigene Medium Radio zu finden“, beschäftigte die Teilnehmer, so Robert Woelfl, der heuer (nach Helmut Peschina) erstmals die Tagung leitete.

Er programmierte dicht, lud bekannte Regisseure ein (etwa Leonhard Koppelmann), bot aber auch Raum für Produktionen außer Konkurrenz. Neben der akustischen Präsentation aktueller Hörspiele beeindruckten auch Autoren-Lesungen, etwa Susanne Ayoub, die in ihrer neuesten Arbeit die Psychose einer jungen Frau mit Friedrich Hölderlins Aufenthalt in der Psychiatrie gegenschneidet.

Als herausragend wurden Hermann Bohlens und Judith Lorenz’ "Alfred C. Aus dem Leben eines Getreidehändlers“ wahrgenommen, einer Studioproduktion mit mehreren Erzählebenen. Ebenfalls überzeugte Christian Winklers/Peter Kaizars "Räuberzelle“ mit Wolfram Berger, der am Freitag Abend u.a. mit Texten von Ernst Jandl und Gerhard Rühm auftrat.

Die einzigartige Tagung bietet zugleich auch eine Plattform für junge Künstler, sich zu vernetzen und neben der Einsamkeit des Schreibens im gemeinsamen Hören das eigene Medium immer wieder neu auf seine Kraft zu befragen.

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