Eine starke Metapher

Es ist sehr erfreulich, daß eine sowohl im sakralen als auch im profanen Bereich so etablierte Stadt wie Salzburg sich dem Neuen der Kunst immer mehr zu öffnen wagt. Dies ist auch ein wesentliches Verdienst des sympathisch-dynamischen Galeristen Peter Schuengel (ACP Galerie) sowie seiner engagierten Mitarbeiterin Doris Weissenberger. Heuer zeigt das Carolino Augusteum in Zusammenarbeit mit der ACP Galerie die Mediaskulptur "Salzburger Lockerl" des in Hamburg lebenden Stephan von Huene.

Der Künstler, der auf bedeutende Ausstellungen in Europa und Amerika verweisen kann, kennt Salzburg und Salzburg ihn. Die ACP Galerie stellte ihn schon im Vorjahr aus, zudem lehrte er 1983 sowie 1985-88 als Professor an der "Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst". Wie der Name schon vermuten läßt, ist das 1997 entstandene "Salzburger Lockerl" (bestehend aus Orgelpfeifen sowie aus Gebläse und Lautsprechern) "eine anspielungsgesättigte, metapherstarke Klang-Skulptur zum Thema Kulturbetrieb und Kulturvermarktung".

Peter Schuengel beschreibt sehr treffend, daß beim "Salzburger Lockerl" die hochragenden, nach unten sich zuspitzenden Pfeifen der Kirchenorgel durch das Arrangement im neuen Kunstzusammenhang zu liegenden Hörnern werden, deren nicht nur musikalische Botschaft anders klingt als konventionelle Kirchenmusik. Huene schuf ein Kunstwerk mit eigenwilliger Form, aber, wie üblich bei seinen Skulpturen, entfaltet das "Salzburger Lockerl" erst seine vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten, wenn es zu akustischem Leben erwacht. Dann können die Schauenden und Hörenden sehr lebensnah eine Botschaft vernehmen, die sich zwischen "Ernst und Komik, Würde und Banalität" bewegt. Ist die Darstellung dieser Ambivalenz nicht die eigentliche Aufgabe der Kunst?

Bis 31. August.

"Salzburger Lockerl" im Carolino Augusteum, Salzburg.