Eintöniger Wolgastrand

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Mentha-Einstand mit Lehars "Zarewitsch" an der Volksoper.

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Mentha-Einstand mit Lehars "Zarewitsch" an der Volksoper.

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Wer von Dominique Menthas erster Inszenierung als Volksoperndirektor provokantes Musiktheater erwartete, wurde enttäuscht. Menthas Deutung von Lehars "Zarewitsch" ist brav, bieder und konventionell. Hier wird nach klassischem Operettenmuster gehopst, geliebt, geweint und gescherzt. Mit dieser Inszenierung wird Mentha die Operette nicht retten. Nur im dritten Akt blitzen einige interessante Ideen auf, die jedoch zu spät kommen. Die Dialoge klingen hölzern, und eine dramaturgische Entwicklung ist kaum zu erkennen. Anscheinend wollte Mentha bewußt nicht aufregen.

Auf der musikalischen Seite schlägt als erstes ein auf einen Aufbau hinter der Bühne plaziertes Orchester negativ zu Buche. Sollte differenziertes und ausgewogenes Spiel stattgefunden haben, so war davon nichts zu hören. Der "Blickkontakt" zwischen den Sängern und dem musikalischen Leiter Howard Arman konnte nur durch Fernsehmonitore hergestellt werden. Eine empfindsame musikalische Interaktion wurde damit im Keim erstickt.

In der Titelrolle hört man Mikhail Agafonov, mit einem kräftigen und durchaus höhensicheren Organ. Seine Schwäche sind jedoch zweifellos die so wichtigen Piano-Stellen, bei denen er sich in instabiles Falsett retten muß. Akiko Nakajima als Sonja kann stimmtechnisch überzeugen, manchmal fehlt ihr das Gespür fürs Operettenhafte. Das Buffopaar Stephen Chaundy und Cornelia Hosp bleibt blaß. Eine "Drei Tenöre"-Parodie der Lakaien erntet zwar die meisten Lacher, bringt jedoch das Stück allzu nah an einen grotesk-kabaretthaften Abgrund und tut der Kunstform Operetten damit nichts Gutes.

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