Elegisches Sinnen über das Leben

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Akademietheater, Wien

Gleich einem Nebelschleier hebt sich dunkle Seide und der Blick fällt auf ein herbstliches Gräberfeld. Ein Mann (Paul Simonischek) lässt sich auf einer Bank nieder. Eine Frau (Annette Paulmann) kommt. Ein kurzes Zögern, dann ein Wiedererkennen. Die beiden haben sich einmal geliebt. Vielleicht träumten sie auch nur, dass sie sich hätten lieben können. Nun ist er verheiratet, hat einen Sohn. Lieben sie sich noch immer? Sie wissen es nicht. Wie im einemTraum verschiebt sich die Situation zu einer neuen. Vater (Wolfgang Gasser) und Mutter (Annemarie Düringer) des Mannes sind gekommen um die Großmutter zu begraben. Jahre sind inzwischen vergangen. Aus der Begegnung von damals ist eine Beziehung entstanden. Nun stehen sie wieder hier: vor der herbeieilenden Exfrau (Brigitta Furgler) und vor einer Mauer von Vorwürfen.

Jon Fosses Stück "Traum im Herbst", nach der deutschsprachigen Erstaufführung an der Berliner Schaubühne vor wenigen Tagen nun auch im Wiener Akademietheater, wertet nicht, sondern nimmt als gegeben, dass Menschen handeln, wie sie handeln. "Wo ist das Leben hin?", fragt die Mutter an einer Stelle. Der Friedhof wird zum einzigen Ort, an dem sich die Familie begegnet und immer wieder jemanden zurücklässt. Es ist ein elegisches Sinnen über ein Leben, dem der Tod schon innewohnt, in das sich der norwegische Autor sich begibt. Yoshi Oida hat so sorgfältig wie unprätentiös inszeniert und dem Ensemble gelingt eine gut ausbalancierte Gratwanderung zwischen Traum-sphäre und Wirklichkeit.

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