Er debütierte am Fußballplatz

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Insgesamt 240.000 Menschen sahen die Inszenierungen von Regisseur Erhard Pauer.

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Insgesamt 240.000 Menschen sahen die Inszenierungen von Regisseur Erhard Pauer.

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Hearst, du bist a Schauspieler", war ein Satz, den Erhard Pauer als Jugendlicher oft hörte. Nur befand er sich zu dieser Zeit nicht in einem Theater, sondern spielte als vielversprechender junger Fußballer im UEFA-Team, und sein theatralisches Talent lebte er aus, wenn es galt, einen gediegenen Sturz hinzulegen. Seit damals ist viel Zeit vergangen. Die Karriere als Leistungssportler wurde es nicht, dafür aber eine andere, für die, wie er meint, eine Reihe von Zufällen verantwortlich ist. Etwa jener, eines Tages von der renommierten Lamberg Offer Schauspielschule, aus der auch so Größen wie Hanno Pöschl oder Helmuth Lohner kamen, aufgenommen zu werden, oder seine Freundschaft mit Karl Paryla. "Er war sehr liebevoll, hat sich alles angeschaut, was ich gespielt habe, und war sehr streng", erinnert sich der Regisseur an seinen Mentor. Damals entstand auch sein Hang zur handfesten Dialogregie, den er bisweilen allerdings beiseite schiebt.

Wie zum Beispiel derzeit im Theater im Zentrum, wo er in seinem neuesten Projekt für das Theater der Jugend die Schauspieler nur mit ihren Körpern, Gesichtern und Gesten sprechen läßt. "Herzklopfen" erzählt in der beredten Bildersprache des Stummfilms von Gefühlen, Begegnungen, Konflikten und kommt sogar bei einer komplexen Geschichte, wie jener von Giacomo Puccinis "La Boheme", nur mit Klavierspiel und kurzen, bei Szenenwechsel auf den Vorhang projizierten Texten aus.

Unkonventionell, ungewöhnlich ist es eine jener Produktionen, mit denen Pauer vorwiegend im Theater der Jugend die Fühler nach neuen Theaterformen ausstreckt. Fünfzehn Inszenierungen hat er hier schon abgeliefert. Kaum eine von ihnen könnte als konventionell bezeichnet werden. 1991 zum Beispiel entdeckte er den "Theatersport" für Wien. Vom Engländer Keith Johnstone erfunden, treten hier Schauspieler zum Improvisationsstreit an. In guter Erinnerung sind auch noch seine ungewöhnliche Begegnung mit einem Klassiker, "Shakespeare for kids" (1995), oder "Dieses war der erste Streich" (1997) nach Wilhelm Buschs Bilderbuchgeschichte "Max und Moritz", in der er auch deren weibliche Pendants auftreten ließ.

Seine Regieerfolge, unter anderem im Theater in der Josefstadt, dem Volkstheater oder der Gruppe 80 (Franz Xaver Kroetz' "Ich bin das Volk", Anfang dieses Jahres) erinnern Pauer aber auch daran, daß in letzter Zeit seine andere berufliche Seite als Schauspieler etwas zu kurz kam. Sein "Eigentlich wollte ich nie Regisseur werden" klingt allerdings etwas kokett, denn an Lob und Anerkennung, wie zum Beispiel die Kainz-Medaille, mangelte es nicht. Höchstwahrscheinlich ist Erhard Pauer ganz einfach jemand, der nicht gerne die Fäden aus der Hand gibt.

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