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Alan Ayckbourns "Spaß beiseite" am Grazer Schauspielhaus.

Mitmenschen, die Erfolg, Glück und Reichtum scheinbar gepachtet haben, sind Gift für manches Selbstbewusstsein; vor allem dann, wenn das Ego bei sonntäglichen Einladungen in liebevolle und überbordende, aber krakenhafte Umarmungen gerät und dem Dasein dabei schonungslos der Spiegel der eigenen Mittelmäßigkeit vorgehalten wird: "Spaß beiseite", eines von rund 60 Stücken des vielgespielten Londoners Alan Ayckbourn, erzählt in einer Inszenierung von Schauspielhausdirektor Matthias Fontheim in vier Szenen die Geschichte einer langjährigen desillusionierenden Existenz des Alltagsmenschen an der Seite von Reich und Schön.

Richard, erfolgreicher Unternehmer, Spitzenkoch und Sugardaddy (Dominik Warta agierte in Bestform), und Anthea, ewig junges und überschwängliches Sunnygirl (überzeugend gegeben von Friederike Bellstedt), beglücken kontinuierlich im Garten der ländlichen Villa, am Tennisplatz und vor der Bowleschale (Bühne und Kostüme: Susanne Maier-Staufen) ihre Gäste. Pastor Hugh (eindrucksvoll das vielseitige Talent von Martin Horn) verliebt sich dabei unglücklich in die Hausherrin, während seine Frau Louise (Frederike von Stechow) mit fortschreitendem Alter in psychische Zerrüttung verfällt; Firmenpartner Sven (hervorragend Franz Solar in ungewohnter Rolle) zerbricht physisch an den "ungerechten" Erfolgen seines Kompagnons und flüchtet sich in abgrundtiefe Sarkasmen, Gattin Olive (Monique Schwitter), so gerne im Schatten des Erfolgs, verzweifelt. Am unauffälligen Faktotum Brian (etwas farblos Stefan Maaß) mit seinen wechselnden Freundinnen (variationsreich Julia Kreusch) erfährt man das ereignislose Altern des Arbeiters.

Ein wohltuend stringentes, zeitkritisches Stück, nicht auf der Suche nach schnellen Lachern; zu Recht Applaus für eine rundum gelungene Produktion.

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