Extraterrestrische Sinnsuche als langatmiges Psychodrama

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Im Vestibül des Burgtheaters wird Stanislaw Lems Science-Fiction-Klassiker "Solaris“ in einer dramatisierten Version von Regisseur Alexander Wiegold gezeigt. Lems Visionen gerinnen hier zu einem zähen Theaterabend.

Sonnige Gemüter sucht man auf Solaris vergeblich, die Stimmung ist eher trüb, ganz so wie die Masse, die den Planeten umgibt. Die Raumstation, die hier vor Jahren errichtet wurde, versinkt mittlerweile im Chaos und soll nun vom Astronauten und Psychologen Kris Kelvin (mit grandioser Körperspannung gespielt von Oliver Masucci) aufgelöst werden. Er soll die noch verbliebenen Kollegen Snaut, Gibarian und Sartorius (Marcus Kiepe, Bernd Birkhahn, Ignaz Kirchner) wieder zurück zur Erde bringen, doch geheimnisvolle Ereignisse lassen Kelvin an seinem Auftrag zweifeln.

Die Regeln des Billeteurs

Stanislaw Lems Science-Fiction-Klassiker "Solaris“ wurde von Regisseur Alexander Wiegold fürs Theater adaptiert und im Vestibül aufgeführt. Bevor die Inszenierung jedoch beginnen kann, sind noch einige hilfreiche Verhaltensregeln des Burgtheaterbilleteurs zu beachten, denn wer die über zweistündige, pausenlose Inszenierung vor Ende verlassen will beziehungsweise muss, hat dazu nur über den Bühnenraum, der nahtlos in den Zuschauerraum übergeht, Gelegenheit. Damit wird das Publikum gleich Teil der klaustrophobischen Enge einer halbverlassenen Forschungsstation mitten im Weltall, in der die Schauspieler durch schwarzverglaste Türen als gespensterhafte Wesen auf- und wieder abtreten (Bühne Stefanie Grau).

Leider kann sich der langsame und eindringliche Tonfall des Romans lediglich an jenen Stellen, die mehr einer Lesung als einem Bühnenspiel gleichen, entfalten. Dort wo das szenische Spiel beginnt, verliert sich schnell die Suggestionskraft des Textes und weicht einem langatmigen Psychodrama.

Komplexe philosophische Fragen

Die Faszination für das Werk Lems wirkt noch immer nach, zuletzt wurde der 60. Geburtstag seiner ersten Buchveröffentlichung im WorldWideWeb gefeiert. Lem verstand es, komplexe philosophische Fragen in extraterrestrische Abenteuer zu verwandeln. In Wiegolds Inszenierung reduzieren sich aber sowohl Lems Visionen als auch die phantastische Welt, in der er diese eingebettet hat, zu einem zähen Theaterabend.

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