Fern von Wien und doch so nah

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Die Gegend zwischen Reichenau, Rax und Semmering bedeutete den Wiener Dichtern der Jahrhundertwende viel. Nur zwei Bahnstunden von der Kaiserstadt entfernt fanden sie hier Erholung und Inspiration. Arthur Schnitzler in Reichenau, Sigmund Freud auf der Rax, Peter Altenberg, Hugo von Hofmannsthal und Karl Kraus auf dem Semmering, Heimito von Doderer in Prein und Franz Werfel in Kreuzberg – sie alle hatten hier ideale Bedingungen für ihre Arbeit.

Die vertraute Stadt Wien und die hoch aufragenden Alpen schufen einen Spannungszustand, der sich positiv auf die Entstehung vieler großer Werke der österreichischen Literatur auswirkte. Das Semmeringgebiet war für die Künstler ein Ort der Zerstreuung, aber auch der konzentrierten Arbeit: anregend, mondän und doch bescheiden. Typisch für das Leben während der Sommermonate war eine Verschmelzung von Urbanität und Ländlichkeit.

Der Germanist Markus Rieger und die Fotografin Yvonne Oswald haben sich auf die Spuren der Literaten jener Zeit gemacht. Mit dem genauen Blick für Details des legendären Südbahnhotels, des Thalhofs oder des Loos-Hauses am Kreuzberg lassen sie die Atmosphäre der Vergangenheit erahnen. Dafür genügen das Geländer eines Balkons oder eine Gruppe von Polstermöbeln in einer aufgelassenen Empfangshalle.

Die Bilder zeigen aber auch gegenwärtige Versuche, die Gegend wieder als Urlaubs- und Kulturgebiet neu zu beleben. Die Theaterfestspiele Reichenau und der Literaturpreis Wartholz sind nur zwei Beispiele davon. (J. P.)

Semmering, Reichenau und Rax

Eine literarische Rundreise durch die Wiener Alpen,

Von Markus Rieger, Yvonne Oswald,

Lesethek 2010

200 Seiten, e 39,90

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