Werbung
Werbung
Werbung

Der Punkt der Liebe

Wo soll er bloß die vielen Sünden hernehmen? Bleibt er brav, wie er eigentlich ist, hat Yu (Takahiro Nishijima) mit seinem Vater (Watabe Atsuro) nichts mehr zu reden. Denn seitdem ihm seine verstorbene Mutter den Auftrag erteilt hat, eine Marien-Inkarnation auf Erden als Geliebte zu finden, ist Yus Vater zum streng religiösen Priester mutiert, der nur noch über die Beichte mit seinem Sohn kommuniziert. Yu verschreibt sich also einem harten Sündentraining, bis er das weite Feld des obszönen Voyeurismus entdeckt – und dadurch auf seine große Liebe Yoko (Hikari Mitsushima) trifft. Doch dieser „Boy meets Girl“-Haken ist nur einer der vielen trügerischen, die Regisseur Sion Sono in „Love Exposure“ schlägt. In unvergleichlicher und ungemein seriöser Weise bricht Sono alle Regeln – und macht dabei alles richtig. Scheinbar Unvereinbares korreliert hier in fünf furios-genialen Akten und den vier kurzweiligsten Stunden des zeitgenössischen Kinos: Katholizismus und sexuelle Perversion, Beethoven und Japan-Pop, Kampfkunst und Romantik, religiöses Sektierertum und libertäre Gesinnung, Sünde und Unschuld: Alles verbindet sich am Punkt der Liebe. (Alexandra Zawia)

Love exposure (Ai no mukidashi)

J 2008. Regie: Sion Sono. Mit Takahiro Nishijima, Hikari Mitsushima.

Verleih: Top Kino. 236 min

Kunst ist käuflich

Schon seit mehreren Jahren hört man regelmäßig von irrwitzigen Preisen, die auf dem internationalen Kunstmarkt für Kunstobjekte erzielt werden. Mehrere Millionen Euro, die einzelne Klassiker der Malerei einbringen, stellen hier nur die Spitze des Eisbergs dar. Der Markt für Gegenwartskunst und für den Kunstnachwuchs ist nicht viel weniger lukrativ. „Super Art Market“ versucht Einblicke in die aktuelle Kunstmarkt-Szene zu geben und herauszufinden, welchen Regeln und Gesetzen diese folgt. Dazu heftete sich das Filmteam beispielhaft an die Fersen verschiedener Galeristen in New York, Shanghai, London oder Berlin. Die Kamera begleitet die Kunst-Manager sowie auch die Künstler selbst auf ihren Wegen zwischen den Meetings, Ausstellungen und internationalen Kunstmessen. Wodurch ergeben sich Preis und Wert der Kunst? Was ist notwendig, um am Markt zu reüssieren? Kaufen, vermarkten, verkaufen. Schon dem Filmtitel ist zu entnehmen, dass auch der Kunstbetrieb von gängigen marktwirtschaftlichen Prinzipien nicht verschont bleibt. Dass Kunst als Ware wie jede andere gehandhabt werden kann, bestätigt diese Dokumentation auf alle Fälle. (Ernst Pohn)

Super Art Market

D 2009. Regie: Zoran Solomun.

Verleih: Arsenal. 88 Min.

Auch in der Film-Biografie: kein Platz für Chi Chi

Wenn Anne Fontaine filmisch von den jungen Jahren Coco Chanels erzählt, dann kopiert sie den Stil der porträtierten Mademoiselle: Der Film „Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“ gestaltet sich wie Chanels Mode: ohne „Chi-Chi“, aufs Wesentliche reduziert.

In zahlreichen Rollen und Stationen zeigt Anne Fontaine Frankreichs Mode-Legende – als Waisenmädchen, als talentlose Varietésängerin, als wenig ambitionierte Näherin, als atypische Kurtisane, die sich gegen die Konvention kleidet –, aber nicht vollends so, wie’s Chanel nachgesagt wurde: Das Schnoddrige, das Selbstbestimmte, das Eigenwillige wird zwar durchexerziert, verliert aber in letzter Instanz gegen Gefühlsorkane; die Liebesgeschichte zwischen ihr und Boy Capel war filmtauglicher. Dass sich die Wahrheit manches Mal der Dramaturgie beugen musste, ist aber in diesem speziellen Fall nicht unpassend: Mit der Tatsächlichkeit hatte es Coco Chanel bekanntermaßen auch nicht unbedingt. Fontaine („Eine saubere Affäre“) entdeckt mit Leichtigkeit Einflüsse hier und da – und in Audrey Tautou die optimale Mimin für die fragile und doch resolute Figur.

Fein ausstaffiert erzählt Fontaine von den ersten 30 Jahren Gabrielle Chanels, bis zum Beginn ihrer großen Karriere – wohl gewählt! –, geht dabei jedoch nur wenig originell ans Werk. Vielleicht wäre dies aber ganz im Sinne der Protagonistin. (Nicole Albiez)

Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft (Coco avant Chanel)

F 2009. Regie: Anne Fontaine. Mit

Audrey Tautou. Verleih: Warner. 110 Min.

Fantasie in 3D

Der bislang schuldig gebliebene Beweis, dass sich die neue 3D-Welle in den Kinos auf mehr als Vergnügungsparkniveau bewegen kann, kommt mit Henry Selicks („Nightmare before Christmas“) jüngstem Stop-Motion-Gruselmärchen: Durch einen seltsamen Tunnel in ihrem Haus schlüpft Coraline in die bessere Fassung ihrer echten Welt, wo alle Knöpfe statt Augen tragen: der erste Hinweis auf eine listige Illusion, die in diesem Animations-Schatz zum prachtvollen Fantasiegarten ausgestaltet ist. (Thomas Taborsky)

Coraline

USA 2009. Regie: Henry Selick.

Verleih: Universal. 101 Min.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung