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Vorletzte Gedanken zur Wiener Theaterreform.

Eineinhalb Jahre haben alle brav ihre Rollen gespielt: das Kulturamt hat bestellt und beauftragt, die Kuratoren haben nachgedacht und erarbeitet, die Juroren haben (117 Vierjahres-Konzepte) gelesen und beurteilt, und das theaterschaffende Fußvolk hat Ideen erzeugt und niedergeschrieben, gehofft und gebangt, sich erregt und geärgert, Protestnoten verfasst und Solidaritätskundgebungen abgehalten. Dann sind die Kuratoren umhergegangen und haben allerorts beruhigt und beschwichtigt.

Aber jetzt sind die Entscheidungen der Jury gefallen: aus ihrem Gutachten geht hervor, dass 39 Gruppen, Truppen oder Companies für Förderungen berücksichtigt worden sind. Somit sind mehr als 120 Gruppen praktisch abgeschafft - denn wenn es ihnen auch nach wie vor freisteht, für einzelne Projekte einzureichen, so ist doch klar, dass dieses Verdikt das Ende jeder Theaterarbeit im Rahmen kontinuierlicher Strukturen für sie bedeutet. Was fraglos auch von allem Anfang intendiert war: die Zerschlagung der Freien Wiener Theaterszene, die Entsorgung der kritischen Störenfriede in ihr.

Der Zynismus der Kampagne wurde spätestens Anfang des Jahres offenbar, als man zeitgleich mit den ersten drastischen Kürzungen in der Freien Szene den bedürftigen "Vereinigten Bühnen Wien" eine Finanzspritze von 33 Millionen Euro zuteil werden ließ. Auf die Frage, wieso man nicht drei Millionen davon für die Freie Szene abzweigen hätte können, gab es und gibt es keine Antwort. Es hat halt der politische Wille gefehlt, das muss uns genügen.

Gewonnen hat niemand, denn das solcherart auf vier Jahre prolongierte Theaterkarussell wird bald auch die paar neuen Player verschlissen haben; doch dann wird es ohnehin kaum mehr ein politisches Bewusstsein geben, das zwischen engagiertem Theatermachen und postmodernem Bühnenevent unterscheiden kann.

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