Vorletzte Gedanken zur Wiener Theaterreform.Eineinhalb Jahre haben alle brav ihre Rollen gespielt: das Kulturamt hat bestellt und beauftragt, die Kuratoren haben nachgedacht und erarbeitet, die Juroren haben (117 Vierjahres-Konzepte) gelesen und beurteilt, und das theaterschaffende Fußvolk hat Ideen erzeugt und niedergeschrieben, gehofft und gebangt, sich erregt und geärgert, Protestnoten verfasst und Solidaritätskundgebungen abgehalten. Dann sind die Kuratoren umhergegangen und haben allerorts beruhigt und beschwichtigt.Aber jetzt sind die Entscheidungen der Jury gefallen: aus ihrem
"Theatertag" als Antwort der freien Szene auf den Knalleffekt bei der Theaterreform der Stadt Wien.Die erste Förderrunde des neuen Kuratoren-Triumvirats ist über die Bühne(n) der freien Wiener Theaterszene gegangen - und man kann nicht sagen, dass irgendjemand mit dem Ergebnis glücklich ist. Damit, dass schon vor Anbruch der Reform Gefahr droht, hatte wirklich niemand gerechnet. Mit zwei Ausnahmen hat es fast alle Gruppen kalt erwischt: Man wurde bis auf die Hälfte oder mehr heruntergekürzt, musste folglich laufende Produktionen abbrechen, Mitarbeiter entlassen und jede langfristige
30 Mittel- und Kleinbühnen und ca. 150 Freie Gruppen - das ist die "Freie Szene" im Wiener Theaterleben. Eine Reform soll ihre Förderung gründlich ändern.Der traditionsreiche Wiener Theaterbetrieb gilt als hierarchisch gegliedert und äußerst stabil. Die neun großen Bundes- und Stadttheater sind von Struktur und Budget her unantastbar. Zu ihnen kommt seit Anfang der 70er Jahre eine Anzahl von Mittelbühnen, deren vormalige Gründer und gegenwärtige Intendanten zum großen Teil aus der Freien Szene der späten 60er Jahre stammen und sich mit den heutigen Freien Gruppen den Fördertopf