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"Theatertag" als Antwort der freien Szene auf den Knalleffekt bei der Theaterreform der Stadt Wien.

Die erste Förderrunde des neuen Kuratoren-Triumvirats ist über die Bühne(n) der freien Wiener Theaterszene gegangen - und man kann nicht sagen, dass irgendjemand mit dem Ergebnis glücklich ist. Damit, dass schon vor Anbruch der Reform Gefahr droht, hatte wirklich niemand gerechnet. Mit zwei Ausnahmen hat es fast alle Gruppen kalt erwischt: Man wurde bis auf die Hälfte oder mehr heruntergekürzt, musste folglich laufende Produktionen abbrechen, Mitarbeiter entlassen und jede langfristige Planung, schon gar auf internationaler Ebene, in den Wind schreiben. Das gibt der groß angekündigten Theaterreform gleich bei ihrem ersten Aufkeimen eine schiefe Optik, auch wenn die Kuratoren bemüht sind, durch offene Gespräche ihren guten Willen kundzutun, und auf die noch ausstehende Tranche im März verweisen, in der noch einmal etwa eine Million Euro vergeben wird. Die Ausschüttung der Förderungen zum Jännertermin lässt jedenfalls nichts vom angekündigten "Ganz oder gar nicht"-Prinzip erkennen. Eher hat sie etwas von einem letzten Aufbäumen des "Gießkannen"-Förderns an sich, das alle schon bisher mit zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben bedacht hat.

Immer deutlicher schiebt sich die Idee der Kuratoren, in Wien ein Netzwerk von "Koproduktionshäusern" zu installieren, in denen Freie Gruppen zum Theatermachen zusammengebracht werden sollen, in den Mittelpunkt der Reform. Diese Häuser sollen auch aus dem Bestand der Mittelbühnen akquiriert werden, wenn deren Verträge Mitte 2005 ausgelaufen sind. Umso auffallender ist es, dass gerade deren Betreiber beim laufenden Dialog mit den Fördergebern fast ausnahmslos durch Abwesenheit glänzen. Dabei sehen viele Freie Gruppen, die über einen eigenen Raum verfügen, gerade in dieser neuen Art von Theaterwerkstätten einen lebensrettenden Anker - zumal die Nebenspielorte der großen Bühnen, so die neuesten Informationen, dafür wahrscheinlich nicht zur Verfügung stehen werden. Erstaunlich ist das Ansinnen der Kuratoren, dass im Zuge der Reform nun auch in der Freien Theaterszene geordnete Anstellungsverhältnisse Einzug halten müssten. Das ehrt sie, und kein vernünftiger Mensch wird etwas dagegen haben: Nur würde diese erdbebenartige Neuerung eine beträchtliche Aufstockung der Förderrahmen notwendig machen. Die Signale, die eben jetzt von den Fördergebern ausgesandt worden sind, verweisen eine solche Entwicklung vorerst in den Bereich der Utopie.

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