Freiheit, Sicherheit und Würde

Werbung
Werbung
Werbung

Zum vierten Mal haben sich am Sonntag die Anschläge vom 11. September 2001 gejährt. Angesichts so vieler neuer unverschuldeter und verschuldeter Katastrophen auf der Welt werden die Bilder langsam blasser, auch wenn der Angriff auf die Twin Towers wohl einer dieser Momente bleiben wird, von dem die meisten Menschen auch nach Jahren wissen, was sie damals gerade getan haben.

Was darauf folgte, ist bekannt: 9/11 war der Katalysator für eine neue amerikanische Politik. Sie war vordergründig von der einfachen Erkenntnis geleitet, dass, wenn jemand die Absicht erklärt, dich zu töten, du nicht warten solltest, bis er das wirklich zu tun versucht, vielleicht sogar bei dir zu Hause. Zuerst wurden die Taliban, die in Afghanistan eine Art Steinzeitislam eingeführt und den Ideologen von 9/11 Zuflucht gewährt hatten, entfernt, danach Saddam Hussein, der einer der blutigsten säkularen Diktatoren des letzten Vierteljahrhunderts war. Was niemanden besonders gestört hatte, wohl aber, dass er Anfang der 90er Jahre die Hegemonie am Golf anstrebte. Beide, Saddam und Taliban, waren nicht nur, aber auch Produkte des Ost-West-Konflikts. Gerade weil es diesen nicht mehr gab, sollten, konnten sie ebenfalls weg - ein durchaus nachvollziehbarer Wunsch in beiden Fällen.

Nach ihnen sollte die Freiheit kommen. Aber das funktioniert nicht, nicht in Afghanistan und schon gar nicht im Irak, denn es gibt keine Freiheit ohne Sicherheit. Es wird auch nicht funktionieren, wenn die usa die ganze Region mit Gefängnissen überziehen und dort die "Feinde der Freiheit" einsperren und foltern lassen. Denn es gibt keine Sicherheit - und keine Freiheit - ohne Würde. Dieses Wort scheint im Diskurs nicht auf. Die usa sind ihren Angreifern bisher nur ähnlicher geworden.

Die Autorin ist Außenpolitik-Ressortleiterin des "Standard".

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung