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Und als der Schnee fiel, schrieben die Kinder mit ihren Fingern "cool" in das verschneite Heckfenster eines Autos, aus den Restaurants leuchtete gelblicher Schein auf die weißen Gehsteige, es schneite und schneite vor sich hin und auf dem nächtlichen Nachhauseweg knirschte der Schnee unter meinen Schritten so großartig, wie er es sonst nur in Erzählungen von Alois Brandstetter tut.

Stop! So ein Ton eignet sich doch nicht für diese Kolumne! Soll ich nicht besser gegen die sich lawinenartig ausbreitenden Weihnachtsmärkte, die ganze Städte zum Verschwinden bringen, wettern? Oder z. B. darüber plaudern, dass im Flugzeug immer der, der neben mir sitzt, automatisch so tut, als gehöre die schmale Armlehne zwischen uns beiden ihm. Wo bleibt da der Stich der Feder, bitteschön? Angela Merkel ist deutsche Bundeskanzlerin - nein, kein politischer Kommentar! Über Vanillekipferl schreibe ich aber nicht. Überhaupt sollten Hundekot, die Polizei, alte Nazis, die Ministerin Gehrer, Homosexuelle, der orf und der Papst, Juden und Moslems sowie die Vogelgrippe in Kolumnen nicht vorkommen. Sollte ich vielleicht darüber räsonieren, wo der Christbaumschmuck der Eltern geblieben sein könnte?

"Der Winter hatte den Takt der Stadt auf freundliche Weise außer Kraft gesetzt und meinen Heimweg mit stillem Zauber verwandelt." Ist das ein Kitsch, denke ich, gehe die verschneite Akazienstraße hinunter, da tritt vor mir eine Gestalt aus einem Café und im türoffenen Moment höre ich drinnen eine Frau rufen: "Für wen ist dieser WhiskySoda?" "Für mich!" sage ich leise, setze mich mit den Zeitungen des soeben zu Ende gegangenen Tages an einen Tisch am Fenster und sehe dem Schneetreiben draußen zu. Frohe Weihnachten!

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen Botschaft in Berlin.

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