Gegen die Macht der Marke

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Subversive Umdeutungen bekannter Logos sind im Lentos Kunstmuseum zu sehen.

Ein aufgeblasener, überdimensionaler Nike-Schuh nimmt das Foyer in Besitz. Im Obergeschoss sticht das Nike-Emblem als Narbe im sonst makellosen Gesicht einer Frau ins Auge.

Die Marke Nike ist auf der ganzen Welt bekannt und steht längst nicht nur für Sportschuhe. Mit enormem Werbeaufwand ist der Sneaker als Teil einer globalisierten Jugendkultur zur Ideologie mutiert, die ewige Jugend und Schönheit verspricht. Einen kritischen Blick auf die umfassende Macht so genannter "global player", wie des Nike-Konzerns, werfen Olaf Nicolai und Daniele Buetti in der Lentos-Ausstellung "Just do it! - gemeinsam mit insgesamt 59 Künstlern.

Jugend-Ideologie von Nike

Die herrschende (Über)macht der Marken und Logos fordert zur subversiven Hinterfragung, zur bewussten Umdeutung heraus. Ein Phänomen, das als "Culture Jamming" firmiert, abgeleitet vom Begriff "Jamming" für Störgeräusche im Radio. "Just do it" bringt solche künstlerischen Störungen in einer von Thomas Edlinger, Raimar Stange und Florian Waldvogel kuratierten Schau geballt ins Museum.

Da darf natürlich Marcel Duchamps Mona-Lisa mit Schnurrbart l.h.o.q. (phonetisch gelesen wird es auf französisch zu "elle a chaud au cu" - ihr ist heiß am Arsch - wohl auch eine Anspielung auf Leonardo da Vincis Homosexualität) ebenso wenig fehlen wie Bruno Peinados Michelin-Männchen in Afro-Version mit schwarzer Hautfarbe.

Aggressiver ist Jamie Reids Poster "God save the Queen", in dem der Punk-Grafiker, der unter anderem für die "Sex Pistols" arbeitete, die britische Königin mit einer Sicherheitsnadel und zwei Hakenkreuzen brandmarkt. Konsumkritisch äußert sich Barbara Kruger mit ihrer Einkaufstasche "I shop therefor I am", Descartes "Ich denke also bin ich" ironisierend.

Künstlerische Autorenschaft thematisiert Silke Wagner. Aus dem "Copyright" wird "Copyleft" - "left" steht dabei sowohl für links als auch für aufgehoben. Die Künstlerin präsentiert im Lentos noch eine weitere Arbeit, die viel Aufsehen erregte. In "bürgersteig" zeigt sie die problematische Dimension politischer Grenzen auf - ein vw-Bus mit der Aufschrift "Lufthansa Deportation Class", der Kranich im Sinkflug. Silke Wagner weist damit auf die umstrittene Abschiebepraxis der deutschen Bundesregierung und der Fluggesellschaft "Lufthansa" hin. Lufthansa hat dagegen geklagt, der Prozess vor dem Frankfurter Landgericht wurde jedoch anno 2002 verloren.

Lufthansa verlor Prozess

Mehrere bis heute anhängige Gerichtsverfahren und ein starkes Medienecho brachte die "voteauction" der Künstlergruppe "übermorgen" ein, mit dem sie auf den entscheidenden Einfluss des Kapitals und Werbebudgets im us-Wahlkampf hinwies. Das Projekt rief zum Verkauf us-amerikanischer Wählerstimmen im Vorfeld der Präsidentenwahl 2000 auf.

Einen gewaltigen Medienrummel löste auch die Heimatstadt des vw-Konzerns Wolfsburg aus, die sich anlässlich der Weltpremiere des neuen vw Golf für 47 Tage in "Golfsburg" umbenannte. Mit 1800 Medienberichten dürfte sich die zeitweise Umbenennung gelohnt haben.

So interessant, so intelligent diese auf sieben Räume aufgeteilten Arbeiten auch sind: Um den subversiven Witz der Werke nachvollziehen zu können, braucht es Hintergrundinformationen - ein Blick in die aufliegenden Begleittexte ist somit fast unverzichtbar.

Nicht ganz so kopflastig ist die Schau "the spirit of pop", die in fünf Räumen ergänzend zu "Just do it!" aus hauseigenen Pop-Art-Beständen gezeigt wird. Neben prominenten Protagonisten wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Robert Rauschenberg sind auch Arbeiten zahlreicher österreichischer Künstler wie Christian Ludwig Attersee oder Kiki Kogelnik zu sehen.

Just do it !

Die Subversion der Zeichen von

Marcel Duchamp bis Prada Meinhof

Lentos Kunstmuseum Linz

Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz

www.lentos.at.

Bis 6. Juni Mi-Mo 10-18, Do 10-22 Uhr

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