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Die Schriftstellerin Kathrin Röggla zu Gast beim "Forum Sacré CSur": Auskünfte über ihre Arbeit, Elfriede Jelinek, den Kulturbetrieb - und die eigene Deutschlehrerin.

Leben wir, um zu arbeiten oder arbeiten wir, um zu leben? Mit dieser Frage befasste sich die Schriftstellerin Kathrin Röggla bei der Arbeit an ihrem jüngsten Buch "Wir schlafen nicht", über das sie im Rahmen des "Forum Sacré-CSur" Anfang Dezember mit Schüler/inne/n und Lehrer/inne/n des Gymnasiums sprach.

Auf die Frage, wie sie auf die Idee gekommen sei, ein Buch wie "Wir schlafen nicht" zu schreiben, meinte Röggla, das Interesse an der modernen Arbeitswelt habe sie dazu bewogen. Besonders die Vorstellung, einen Roman, dessen Schauplatz eine bekannte Computermesse ist, zu schreiben, habe sie gereizt.

Die Verwirklichung dieser Idee sei jedoch alles andere als einfach gewesen. Röggla hatte Personen, die auf verschiedensten Sprossen der Karriereleiter stehen, befragt - angefangen bei Key Account Managern über Senior Associates bis hin zu einfachen Praktikanten, wobei sie sich darauf spezialisiert hatte, ein realitätsnahes Bild des Arbeitsumfeldes von Angestellten einer Unternehmensberatungsgesellschaft zu skizzieren. Ein zentrales Thema ihres Romans ist die Frage, wo die Macht der Unternehmensberater herrührt. Ergebnisse dieser Gespräche waren schließlich 15 Kassetten zu je fünf Stunden, die es dann aufzuarbeiten galt.

"Teufelsaustreibung"

Durch ihre Arbeit sei sie dazu angehalten worden, ihrem ambivalenten Verhältnis zu der von ihr beschriebenen Arbeitswelt nachzugehen, meinte Röggla; sie ging sogar so weit, ihr Werk als "Teufelsaustreibung" zu bezeichnen. In "Wir schlafen nicht" enthält sich die Autorin jeglichen Urteils: sie sei unsicher, ob sie die Schnelllebigkeit der heutigen Arbeitswelt gutheißen solle oder nicht. Dessen ungeachtet hielt sie aber fest: "Es ist gefährlich, wenn sich das Leben eines Menschen nur auf die Arbeit fokussiert."

Auch die Vergabe des Literaturnobelpreises an die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek wurde an dem Abend thematisiert. Röggla erzählte, sie sei gerade in Sizilien gewesen, als sie die Nachricht per Telefon erfahren habe. Sie sei sprachlos gewesen und habe sich über den Erfolg der Kollegin gefreut, da diese "ja schon ihr Lager" sei. Empört habe sie ein Bericht in einem bekannten deutschen Wochenmagazin, der sich mit Elfriede Jelinek auseinandersetzte. Der Artikel sei frauenfeindlich, verächtlich gewesen und habe überdies von einer gewissen Uninformiertheit des Verfassers gezeugt.

Wie sieht Röggla ihre eigene Karriere? Man müsse in der heutigen Zeit ständig produktiv sein. Damit verbunden sei aber die Gefahr des Tunnelblicks, einer begrenzten Weltwahrnehmung. Am Theater könne man nur bekannt werden, " wenn man mehr als fünf Bücher im Jahr schreibt". Alles sei dem Diktat der Rentabilität unterworfen.

Zur PISA-Studie und der Frage, wie man Schülern den Zugang zur Literatur erleichtern könne, meinte die Schriftstellerin, dass Lesen vor allem Spaß machen sollte. Wie hat sie ihren eigenen Deutschunterricht in Erinnerung? Ihre Deutschprofessorin sei "eine tolle Lehrerin" gewesen, die "neben obligatorischen Dingen wie Schreiben von Aufsätzen, Geschichten und Glossen auch mal verrücktere Sachen gemacht hat". Sie habe viel gelernt - und "Welten geschenkt bekommen", erinnert sich Röggla.

Fabian Bauer, Simone Quantschnigg, Friederike Renz, Mike Roxas, Dominica Tausch

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