6745443-1967_07_02.jpg
Digital In Arbeit

Erinnerung

Werbung
Werbung
Werbung

18. Februar 1937. Wolken sind über unserem böhmischen Nachbarn aufgezogen, aber noch ist eine Chance da, die Katastrophe zu verhüten, die in den nächsten Jahren folgen sollte. Bauend- aiäf das Versprechen, das die Gründer der CSR 1918 gegeben hatten: der neue Staat werde eine „Zweite Schweiz“ werden, schlössen sich drei sudetendeutsche Parteien, Sozialdemokraten, Christlichsoziale und Bund der Landwirte, als „deutsche Aktivisten“ zusammen, um in Verbindung mit tschechischen und slowakischen Parteien den 3,5 Millionen Deutschen in Böhmen volle Selbstverwaltung zu geben. Vor 30 Jahren, am 18. Februar 1937, gab Ministerpräsident Hodza diesen Vertretern der drei deutschen Parteien vielversprechende Zusagen.

Da trat die Unheilsgestalt Konrad Henterns auf den Plan. Es ist nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn er der These von der „Zweiten Schweiz“ gefolgt wäre. Er tat es nicht, er handelte vielmehr nach den Weisungen Berlins. Wie Südtirol, wollte Hitler auch das Sudetenland verschachern, um die gewaltige Industrie Böhmens zugunsten des kommenden Krieges roboten zu lassen. Am 4. März 1941 sollte sich dann Henlein auf der Wiener Universität rühmen, seine Bewegung habe nur nach außen hin legal gearbeitet, sein wirkliches Ziel sei „die Vorbereitung für die Heimkehr ins Großdeutsche Reich“ gewesen.

Erwin Zajicek, der letzte noch lebende einstige Minister der Sudetendeutschen, der uns diese Erinnerung zurückruft, will als Realist das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen, stellt aber doch kühl und sachlich fest, daß bei einem Erfolg der deutschen Aktivisten oder einer besseren Haltung Henleins den Deutschen in Böhmen mindestens das fürchterliche Leid der Vertreibung erspart geblieben wäre. Ob Böhmens Völker noch einmal als Gleichberechtigte in Eintracht zusammenfinden werden?

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung