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Europas hödistgelegene Bahn

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Ohne Festakt, ohne Girlanden und Musikkapellen, ohne Vorankündigung und ohne Eröffnungsbericht in den Tageszeitungen nahm die Brennerbahn am 24. August 1867 den Verkehr auf. Wer heute Zeuge der aufwendigen Feierlichkeiten bei Spatenstichen, Teileröffnungen und Fertigstellung von Straßenbauten war, kann kaum glauben, daß vor einem Jahrhundert die Eröffnung des fehlenden Zwischenstückes der Tiroler Bahn zwischen den bereits vollendeten Bahnlinien München— Kufstein!—Innsbruck und Verona— Trient—-Bozen ohne viel Aufhebens vor sich gegangen ist. 1867 herrschte wegen Erschießung des Bruders von Kaiser Franz Joseph I., des Kaisers Maximilian von Mexiko, in Österreich Hoftrauer. Deshalb wurde einer der wichtigsten Verkehrswege der Monarchie und Europas, die Eisenbahn Innsbruck—Brennerpaß— Bozen, still in Betrieb genommen. In den vorhergehenden Augusttagen war in Zeitungsanzeigen veriautbart worden:

„K. K. priv. Südlbahngesellschaft. Tarife für die Tiroler Linie. Aus Anlaß der bevorstehenden Eröffnung ... Wien, am 1. August 1867.“

Am 24. August wurde gleichzeitig mit dem Beginn des Personenverkehrs der Fahrplan ganzseitig in den Tageszeitungen publiziert.

Am 28. August veröffentlichten die Tageszeitungen den Preis einer Fahrkarte von Innsbruck 1., 2. und 3. Klasse auf allen Strecken der Brennerbahn zwischen Innsbruck und Peri und auch Verona.

Die alte Brennerstraße

Seit langem hat der Brennerpaß mit seinen 1370 m Seehöhe als eisfreier und niedrigster, in einem einzigen Anstieg von Nord und Süd übersteigbarer Paß in den Zentral-alpen hohe Verkehrsbedeutung. Die Römer bauten über ihn eine Militärstraße, die heute noch an vielen Stellen sichtbar ist und deren Trasse von den Erneuerungen der Brennerstraße bis heute weitgehend verwendet wurde. Nicht weniger als 66 mittelalterliche Kaiserzüge überquerten den Brenner.

Als noch Pferdegespanne den Verkehr abwickelten, brauchte der Eilwagen 16 Stunden, der Stellwagen drei und der Lastwagen fünf Tage für die Strecke Innsbruck—Bozen. Um 1800 fuhren jährlich an die 2000 schwere Lastwagen über den Brenner.

Nach der Inbetriebnahme der Bahn klagten Frachter, Fuhrleute und Wirte an der Brennerstraße, daß sich mit der Eröffnung der Brennereisenbann schlagartig der Verkehr von der Straße auf die Bahn verlagerte. Daß die Brennerstraße zeitweilig „verödet“ war, kann man sich heute kaum mehr vorstellen.

Am 17. August 1854 war mit der Eröffnung der Semmering-Bahn die erste Gebirgsbahn der Welt in Betrieb genommen worden. Uber den Bahnbau in Tirol bestanden nur Projekte und Wünsche. Am 24. November 1858 wurde die Bisenbahnlinie Innsbruck—Kuf stein und am 23. März beziehungsweise 16. Mai 1859 die Eisenbahnlinie Verona—Trient— Bozen eröffnet.

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