7135366-1997_44_18.jpg
Digital In Arbeit

Hochzeit in Kagran

Werbung
Werbung
Werbung

Es war ein Tag, wie er sein muß, will er ein Festtag sein. Kein Sonnenschein zwar, aber lind und trocken, wolkenreich, doch regenfrei. Feierlich ging es zu und würdig. Väter und Mütter, Trauzeugen und Kranzeljungfrauen waren aufgeboten und die Musi spielte dazu. Ort des Festaktes war- nein, falsch geraten — das Magistratische Bezirksamt Wien 22.

Umjubelt von den Zusehern und Auchdabeis, bejauchzt von zwei Sandlern in Gruftuniform, stiegen Bräutigam und Braut freudig winkend aus dem Mercedes (Taxis, Taxis zwar nicht Thum, aber Taxi Wien). Der Herzog und die Fürstin. Herzog Eduard (Installateur) und Fürst Lore Maria (Friseurin) gingen Arm in Arm. Dahinter der alte Herzog und seine Gattin sowie Fürstin Johanna (Pensionistin) und ihr zweiter Ehemann, Graf Leopold von Favoriten (zugewandert), ebenfalls Pensionist und Ex-Feuerwehrmann der Bundeshauptstadt Wien. Nur der Baron-Karl fehlte, er hatte sich schon vor langer Zeit zu seinen Vätern verabschiedet. Jedoch, es war genug Glanz zu sehen. König Leopold vom Neubau und Kaiser Horst aus Kagran waren die Traudiwas-Zeugen. Den Schleier schleppten Klein-Edeltraud und Klein-Putzi, Töchter von Prinz Alois von Währing, derzeit Brigittenau. Hauptmann Gottfried dirigierte die Blasmusik und Standesbeamter war Kaiser Hannes.

Kann es etwas Schöneres geben als eine solche Hochzeit in Wien? Was ist dagegen eine Trauung zwischen Habs- und Oldenburg? Nix! Da, nicht dort, leuchtet die Sonne des Zusammenseins und der Volksverbundenheit. Beim König von Böhmen war der Festsaal, im Volksmund Extrazimmer, geschmückt, das Lilienporzellan glänzte, der Most stürmte in den Krügeln. Die Wiener Schnitzel mit Gurkensalat nahmen es mit jeder Fasanbrust mit Trüffelfülle auf und die hausgemachten Germknödeln konkurrierten leicht und problemlos mit der Creme Hongroise.

Es gab eigentlich nur einen Unterschied zu manch anderer Ehebündnisfeier. Die Braut war von wahrer, volksnaher Schönheit und der Bräutigam das, was man bei uns in Wien einen feschen Burschen nennt. Sie hätten dabei sein sollen. Aber das Fernsehen, das Ihnen das alles hätte vermitteln können, schwänzte an diesem Tag.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung