Geschichten aus Schönbrunn

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Sie sind erfolgreich und steigern von Jahr zu Jahr Besucherzahlen und Umsätze, die Betreiber eines der schönsten Schlösser samt einer der schönsten Parkanlagen Europas. Mitunter sind sie verschwiegen wie die Schlossherren längst vergangener Zeiten, die derzeitigen Herrschaften von Schönbrunn. Wie sonst wäre es möglich, dass auf ihrer Homepage die Sanierung oder Revitalisierung der einst als Kaffeehaus beliebten Meierei bis Mai 2013 noch immer angekündigt wird? Wie sonst, dass die beiden Tafeln, auf denen man sich vorbildlich an Ort und Stelle über Planung, Baukosten, Bauarbeiten und voraussichtliche Fertigstellung informieren konnte, ersatzlos abmontiert wurden?

Die monatelangen Grabungen wurden abgebrochen. Die Rasenfläche ist notdürftig abgesperrt und zerstört, der derzeitige Pavillon wirkt desolat. Die Besucher des Parks werden über den Abbruch des groß angekündigten Projektes nicht informiert. Geplant war eine Rekonstruktion des Gartenpavillons von 1830 mit zwei historischen, durchaus attraktiven Brunnen, die man zum Teil bereits ausgegraben hatte. Die tiefer gelegene Rasenfläche, die sogenannte "Meidlinger Vertiefung“, war einst der Spiel-, Turn- und Exerzierplatz der Kinder der kaiserlichen Familie. Sie bekämpften einander als Soldaten, bisweilen auch als Ritter oder Indianer. Der achtjährige Erzherzog Maximilian schwärmte hier in einer für ihn errichteten exotischen Strohhütte von fernen Ländern.

Uns hat man das Schwärmen ausgetrieben. Die Kosten der Rekonstruktion des geschichtsträchtigen Platzes waren den Betreibern zu hoch. Das große Interesse der Fremden an unserer Vergangenheit, die bekanntlich unser größtes Kapital ist, hätte sie vermutlich gerechtfertigt. Die mangelnde Information über die Zukunft der Meierei ist nicht zu rechtfertigen.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV II

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