Geschichten vom Lieblingsbären

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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Vor allem ein Bergsteiger, der ohne künstliche Sauerstoffzufuhr im Himalaya unterwegs ist. Es soll in größeren Höhen schon zu haarsträubenden Halluzinationen gekommen sein. Für den besten aller Bergsteiger, Reinhold Messner, etwa schälte sich einmal in dunkler Biwaknacht aus Eis und Sturm eine Gestalt mit wilder Zottelmähne und gewaltigem Gebiss, das sich ihm bedrohlich näherte und aufbrüllte, als es seiner gewahr wurde. Der Morgen graute, und Messner fand eine Spur im Schnee, die der eines Riesenmenschen glich. Der Alpinist reimte sein Erlebnis auf die Legenden von anderen Bergsteigern und Sagen von Einheimischen - und glaubte fortan, der Schneemensch Yeti sei ihm erschienen. Die Geschichte vom Eisprimaten beeindruckte und wurde mehrmals von anderen Fexen im Höhenrausch mit seltsamen Haarfunden belegt. Noch 2011 erklärte ein Wissenschaftskongress in Russland den Yeti zu "95 Prozent“ als wirklich existierendes menschliches Wesen. Kleidermarken, Autos, Restaurants benannten sich nach ihm. Filme erzählten seine Abenteuer und sogar seine amourösen Verstrickungen. Und vermutlich wäre das weiter so gegangen, hätten nicht britische Wissenschafter die Proben gentechnisch untersucht, mit dem Ergebnis, dass die als Yetipelz verkauften Haare eindeutig von einem Raubtier der Familie der Ursiden stammen. Andererseits: Was vermögen schon ein paar Haarproben gegen eine gute Geschichte. Es wurden einem ja schon weitaus weniger unterhaltsame Bären aufgebunden. (tan)

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