Gesetzlose gegen Autorität

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Schillers "Räuber" in einer psychologisch unterfütterten Aufführung am Salzburger Landestheater.

Es gab einmal eine Zeit, da Befehl und Gehorsam in der Erziehung noch etwas galten. Das Ziel dieser Pädagogik, eine "gebrochene" Persönlichkeit, war unbestritten. Die Auflehnung dagegen lieferte den Stoff, aus dem Friedrich Schiller "Die Räuber" schrieb. Der damals 21-jährige aufmüpfige Regimentsmedicus, dem man drei Dissertationen abgelehnt hatte, lässt mit seinem eigenen Leben erkennen, dass man nicht unbedingt die Schwarze Pädagogik bemühen muss, um zu wissen, dass es Väter sehr oft als ihre Aufgabe ansahen, den widerständigen Charakter ihrer männlichen Nachkommen zu brechen.

Für die Salzburger Aufführung hat Regisseur Frank Hellmund eine ausgiebige pädagogisch-psychologische Abhandlung für das Programmheft geschrieben, die seinen Hintergrund für die Inszenierung deutlich macht. Das Stück - übrigens bereits ein Jahr nach der Mannheimer Uraufführung im Jänner 1782 in Salzburg zur Zeit des aufgeklärten Fürsterzbischofs Hieronymus Colloredo aufgeführt - hat die Bearbeitung gut überstanden; denn es blieben die drei Ebenen des Vater-Söhne-Konflikts, des Konflikts der Brüder Karl und Franz und schließlich der Outlaws gegen die autoritäre Gesellschaft erhalten.

Natürlich wirft im Hintergrund der durchaus interessanten Inszenierung brauner neuzeitlicher Sumpf seine deutlichen Blasen, man hört Heavy Metal und kann RAF-Anspielungen mit Beteiligung zweier Frauen in der Räuberbande nicht übersehen.

Der Zweitgeborene sucht sich mit allen Mitteln den "Herrscherstuhl" zu sichern, Karl muss sich den Intrigen der Kanaille Franz aus der Entfernung beugen. War es aber wirklich nur der Entzug von Zuneigung und Liebe ihres Übervaters Maximilian, der die beiden zu diesen depravierten Randfiguren einer kompakt scheinenden Gesellschaft erwachsen ließ?

Noch vor der Pause merkte man dankbar, wie das Stück endlich an Tempo gewann, angetrieben von Michael Lippold in der Rolle des Franz, während die mordenden und sengenden Räuber von Ansgar Schäfer als Karl eher allein gelassen wurden. Am Ende gab es eher sparsamen Applaus.

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