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Einst ist er an der Realität zerbrochen, nun führt er seine Umwelt an der Nase herum: die Titelfigur in Manfred Trojahns Oper "Enrico", der letzten Klangbogen-Produktion des heurigen Jahres. Enrico gibt vor, wahnsinnig zu sein und sich für Heinrich IV., jenen deutschen Kaiser, der einst nach Canossa ging, zu halten. Alle seine Besucher müssen in mittelalterliche Gewänder und in die Rollen längst verstorbener Fürsten und Kleriker schlüpfen. Als jene Frau und jener Mann, die Enrico einst ins Unglück stürzten, ihn besuchen und zu heilen versuchen, vollendet sich sein Schicksal.

Daß sich im gelungen adaptierten Semper-Depot ein packendes Drama entwickelt, hat mehrere Gründe: die Musik Trojahns, die zwar höchstens mit Tonalität spielt, aber durchaus Emotionen tragen kann; das hervorragende Libretto des im Februar diesen Jahres verstorbenen Claus H. Henneberg, das dem Stück "Enrico IV." von Luigi Pirandello folgt; und nicht zuletzt die herausragenden Leistung von David Cumberland in der Rolle der Enrico. Ergreifend spielt er die Figur, die eine unglückliche Liebe nie überwunden hat. Daß Cumberland singt, vergißt man zusehends, so sehr vermag einen der amerikanische Baß in seinen Bann zu ziehen.

Doch auch die anderen Sänger, unter anderen Priti Coles als kokette Marchesa Matilda, Andrea Martin als ihr Geliebter und Rupert Bergmann als mit seiner Diagnose völlig danebenliegender Psychiater, brauchen sich nicht zu verstecken. Tadellos auch Walter Kobera und das von ihm geleitete Amadeus Ensemble Wien. (Bis 4. Sptember, Karten: 4000/8410)

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