Herrliche Komödie missbraucht!

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Landestheater, Linz

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Landestheater, Linz

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"Komm' aus dem Staunen nicht heraus" lasse man den von Richard Strauss ursprünglich als Titelfigur geplanten Baron Ochs von Lerchenau sagen, was in Linz mit dem neuen "Rosenkavalier" passiert ist. Beverly Blankenship (Inszenierung) und Elisabeth Binder-Neururer (Ausstattung) haben die herrlichste aller Komödien in Musik durch hässliche Bilder der Hofmannsthalschen Poesie beraubt und zu einer Karikatur der Figuren missbraucht. Sie sind gespaltene Charaktere in der adeligen Rokokowelt mit ihrer Scheinmoral und zugleich Wesen einer Zeit, die stehen bleibt.

Die private Welt ist die heutige ohne Glamour und Perücken, da darf Sophie auch die Silberne Rose wegschleudern und ihr kurzes Organzakleid am Ende der "Farce" abstreifen. In barockem Tüll in reichlich Silber und Gold spielt sich das sonst geistreiche Stück ab und dennoch ohne passendes Milieu und inspirierendes Ambiente. Das Boudoir der Marschallin ist lediglich ein Riesenbett, das beim Lever zu Auftritten dient, auf Onlineskatern bringt der Diener das Frühstück und kehrt zum Finale wieder anstelle des sonst der Fürstin Taschentuch holenden Negerleins.

In völlig kahlen Wänden wohnt auch der neureiche Herr von Faninal, dafür elfengleich gekleidet ist seine Dienerschaft. Und das Vorstadtbeisel im Schlussakt sieht, übersät von Kerzen am Boden und schwarzverhangen, wie eine Leichenhalle aus. Für etwas Farbe sorgt immerhin ein Ochs in Lederhosen mit rotem Kraushaar und Trachtenstutzen, und erst recht sein Gefolge im Outfit a la Rübezahl in Deixscher Reinkultur. Martin Blasius mimt den lüsternen Heiratslustigen glaubhaft wie Karen Robertson die aus Größe verzichtende Marschallin, Barbara Payha eine bildhübsche Sophie und das musikalische Erlebnis ebenso garantierend wie Valentina Kutzarova als erotisches Zwitterwesen Octavian. Glanz und Klangzauber dazu kamen vom Bruckner Orchester unter Wolfgang Bozic.

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