Hirschal bringt Villon

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Adi Hirschals erfolgreiche Ausflüge in die "entern Gründ" von Wien, "Strizzi-Lieder" und "Oide Hawara", sind so mit dem Bild vom Künstler als Streuner durch die Randbezirke der wienerischen "Seele" verschmolzen, daß jedem neuen musikalischen Programm einfach bestimmte Erwartungen vorausgehen. Schwer vorstellbar ist ein Abend mit dem "Wiener Strizzi" ohne jenen Hauch der immer ein bißchen raisonnierenden Gemütlichkeit, die stets vorgibt, harmlos zu sein, überraschend, wenn der Künstler völlig neue Facetten seines Könnens vermittelt, wie zur Zeit im Wiener Rabenhof.

Dort präsentiert Adi Hirschal sein neues Projekt "Hoat und Zoat" , einen Liederabend mit 14 "lasterhaften Balladen" des Francois Villon aus dem 15. Jahrhundert, wie sie sich H.C. Artmann in seinen poetischen Kosmos einverleibt hat: schwarz, phantastisch und in unverwechselbarem Wiener Dialekt jenseits von Schönbrunn. Mit der Band "Brennende Herzen" (Dieter Kolbeck, Arnulf Lindner, Lennie Dickson) an seiner Seite, einer Videoinstallation (Nives Widauer) im Hintergrund, kreiert Hirschal eine Persönlichkeit, die auf ein intensiv ausgekostetes, extremes Leben zurückblickt. "Hoamlos is des schene gschbüü" auf der Bühne "absolut ned", sondern im Gegenteil, die tänzelnde dürre Gestalt läßt in strenger Choreographie und bezwingender Musikalität gebändigte Wildheit und Gefährlichkeit erahnen. In Erinnerung an Helmut Qualtinger, der Artmanns Villon-Übersetzung1964 interpretierte, braucht Adi Hirschal den Vergleich nicht zu scheuen.

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