Werbung
Werbung
Werbung

Gounods "Roméo et Juliette" und Sartres "Geschlossene Gesellschaft" in Salzburg.

Ddie ersten zehn Minuten lassen die Befürchtung aufkommen, dass man der Klaustrophobie nicht werde entrinnen können: Gaarcin tritt auf, verlangt seine Zahnbürste zurück, glaubt sich in einem Hotelzimmer. Aber wie er da sitzt, zuckt es wieder und wieder um seinen Mund. Die Tür ist geschlossen und nicht zu öffnen, die Hölle eröffnet und nicht zu schließen. Frank Hellmund hat Jean-Paul Sartres "Geschlossene Gesellschaft" in den Kammerspielen des Landestheaters Salzburg großartig eröffnet mit Gerhard Peilstein, der dann mit Franziska Sörensen als lesbische Inés und Britta Bayer als Estelle diese weiß gestrichene Galerie teilen muss - auf ewig. Aber "die anderen sind die Hölle", auch in dieser Inszenierung, die freilich an Bedrohlichkeit und Feuer verliert im Gang der Dinge, beim Buhlen der Inés um Estelle und Estelles um Garcin. Die Angst um einen mehr als beklemmenden Theaterabend , der er hätte werden können, legte sich. Dennoch hat diese allenthalben auftauchende Renaissance existenzialistischer Bühnenwerke offensichtlich einen deutlichen gesellschaftlichen Hintergrund: Angst, Vergeblichkeit, Scheitern. Die Wahrheit erlöst nicht mehr, auch nicht bei Sartre. Oder gerade bei ihm nicht.

Der andere Franzose, Charles Gounod, ist mit "Roméo et Juliette" im großen Haus angesiedelt. Man freut sich über eine musikalische Rarität voll der Emotionen, die Christoph Eberle mit dem Mozarteum-Orchester auskostet. Regisseur Frank Hilbrich suchte einen anderen Weg: Von der modernen Chorprobe, wo die Capulets und Montagues ihre Kräfte messen, bis hin zum verunglückten Liebestod auf einer Hinterbühne, wo der Tabletten-Cocktail aus derselben Flasche Julia sehr wohl wieder erwachen lässt, Romeo aber tödlich vergiftet erscheint, und damit alles seine Richtigkeit habe, dann zum finalen Pulsadern Aufschneiden geschritten wird. Zwischen Realität und Spiel geht's - ohne größere Liebes- und Höllenqualen - hin und her, Hege Gustava Tjönn überzeugt als Julia, während der Roméo des Pedro Velasquez Diaz eher zum liebenswürdig-unbeholfenen Teddybären neigt, stimmlich aber im Lauf des Abends diese nicht leichte Partie immer mehr in den Griff bekommt.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung