Hymen feiert die Liebe

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Witzig und spritzig eröffnet Nikolaus Harnoncourt die "Styriarte" mit der Semi-Opera "The Fairy Queen" von Henry Purcell. Angeregt von William Shakespeares "Sommernachtstraum" entfesselt die fünfaktige Masque Liebesspiele sonder Zahl, ehe endlich als "blöder Gott der Ehe" Hymen diverse erotische Avancen in glücklichen Hochzeitsnächten erlöst.

Wie Regisseur Philipp Harnoncourt derlei Kaleidoskop mit Juno und Phoebus in seinem Feuerwagen, Coridon und Mopsa, einen betrunkenen Poeten und ungezählte Allegorien durcheinandermischt, ist verwirrend, auch weil in Englisch (mit projizierten Übertiteln) gesungen wird. Aber fast immer fällt beim Publikum der Groschen, wenn ein Tänzerpärchen oder die zottigen Waldschrate unzweideutig in Ekstase geraten. Dazu spielt Nikolaus Harnoncourt mit seinem Concentus Musicus unter Konzertmeisterin Andrea Bischof vital vibrierend auf, hörbar sinnlich echauffiert. Bischof im Trio mit Rudolf Leopold am Cello und Luca Pianca an der Laute in Junos Liebesklage im fünften Akt zu hören, ist so ergreifend, dass daneben die Derbheiten verblassen. Der Naturtrunkenheit der Partitur, dem tänzerischen Impetus geben Maestro und Musici berauschende postelisabethanische Klänge.

Eine prächtige Besetzung

Der Arnold Schoenberg Chor tanzt, singt elfisch schön und irrlichtert durch die Handlung wie eine ganze Puck-Kompanie. Dorothea Röschmann und Martina Janková als unvergleichliche Sopranstimmen dominieren den launigen Abend, Elisabeth von Magnus grundiert königlich. Körperlichen und vokalen Einsatz bieten Countertenor Terry Wey und Tenor Joshua Ellicott. Überstrahlt wird diese prächtige Besetzung von Edelbass Florian Boesch, der sich vom Poeten über den erregten Satyr zum nicht lange fackelnden Hymen wandelt. Ein auch optisches Vergnügen, wenn er zeitweilig gar als Elvis Presley-Lookalike die Bühne usurpiert.

The Fairy Queen - Helmut-List-Halle Graz

27., 28. Juni

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