Im Schattenreich der Vergeblichkeiten

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"Die Hölle, das sind die anderen.“ Dies ist der berühmteste Satz aus Jean-Paul Sartres Drama "Geschlossene Gesellschaft“. Das Stück wurde auf der Studiobühne des Schauspielhauses Salzburg zu Recht gefeiert. Dieses Drama der Ausweglosigkeit spielt in einem Hotel: in einem Halbrund vor einer Tapete mit Zebrafell-Muster und einer Sitzbank, die rundherum läuft - unterbrochen von einer Nicht-Tür, die sich einmal, da aber vergebens, öffnet.

Ansonsten: kein Fenster, kein Spiegel, Hitze. Ist das die Hölle? Oder sind diese unseligen Seelen doch nur in einer Vorhölle genannten Läuterungsanstalt? Denn hin und wieder blitzt eine Bemerkung auf, die eine Lösung von diesen schicksalhaft einander zugeteilten Mitmenschen vermuten lässt. Aber: "Es gibt nichts zu verbergen“, von Karussell-Pferden, die einander nie einholen, ist die Rede, und auch die anzügliche Bemerkung "Männer können wenigstens schweigen“ ist zu vernehmen. Vergeblichkeiten, Ausweglosigkeiten, wohin man sieht und hört. Dennoch: "Wir werden bis zum Ende zusammenbleiben“, denn "jeder ist der Folterknecht des anderen“.

Psychologische Personenführung

Jede Person wartet mit einer geschönten Biografie auf, es stellt sich aber in den gegenseitigen Verhören heraus, dass Estelle ihr Kind ermordet hat und an Lungenentzündung gestorben ist, die lesbische Inès den Mann ihrer Freundin in den Tod getrieben hat und selbst durch den Gashahn umgekommen ist und Garcin schließlich, der pazifistische Maulheld, als Deserteur hingerichtet wurde.

Diese Spannung zwischen den Figuren eineinhalb Stunden aufrecht zu erhalten, sie psychologisch genau zu führen, ist dem Regisseur und Spielleiter des Hauses Christoph Batscheider nach seinem großen Erfolg mit "Draußen vor der Tür“ abermals mit Bravour gelungen. Constanze Passin als fordernde Inès, Christiane Warnecke als blutarme Estelle und Oliver Hildebrandt als zunächst machohafter Garcin müssen, zurückgeworfen auf sich selbst, Beziehungen zueinander auf- und abbauen. Das Publikum dankte Regisseur wie Schauspielern für einen intensiven Theaterabend.

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