In der Secession ist er nur Hackler

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Gregor Zivic', der stets seinen eigenen Weg ging, ist der Otto-Mauer-Preisträger 1998.

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Gregor Zivic', der stets seinen eigenen Weg ging, ist der Otto-Mauer-Preisträger 1998.

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Atelier und Wohnung sind im Augenblick eins, beengt ist der Raum, in dem Gregor Zivic', Otto Mauer-Preisträger des Jahres 1998, seine Interieurs aufbaut. Es sind scheinbar Alltagsszenen, die er in seinem kleinen Atelier nachbaut, in denen jeweils auch eines seiner großformatigen Gemälde zu sehen ist und die er durch seine Person belebt. Von diesen Alltagsszenen werden Farbfotografien etwa in der Größe 30 mal 50 Zentimeter angefertigt - diese sind dann seine preisgekrönten Werke.

Der in Wien aufgewachsene Rechtsanwaltssohn ist Jahrgang 1965 und malt seit etwa zwölf Jahren. Seit eineinhalb Jahren versucht er, seine eigenen Gemälde - oft stark farbige Großformate mit dichten Verschlingungen - in Relation zu Räumen zu setzen. So hat er die einfache schmucklose Eingangstür zu seinem Elternhaus und den dazugehörigen Steinplattenfußboden im Atelier nachgebaut und dann intuitiv die Entscheidung gefällt, diesen Raum mit einer menschlichen Figur - sich selbst - szenisch zu erweitern. Das im Raum befindliche Gemälde von Zivic' hängt so gleichberechtigt neben den anderen Objekten im Raum - ein fast surrealer Eindruck entsteht. Das Gemälde ist nicht wie in einem Ausstellungskatalog dokumentarisch abgebildet, es hat einen regelrechten Auftritt.

Für den Betrachter ist die Inszenierung auf der Fotografie klar erkennbar, es bedarf allerdings eines genauen visuellen Abtastens. Eine wichtige Rolle spielt die Ausleuchtung; nach Vorausfotos mit einer Kleinbildkamera fertigt eine professionelle Fotografin die endgültigen Aufnahmen an. Sie werden in einer Auflage von zehn Stück hergestellt.

Zivic' denkt an eine Serie von acht bis neun Werken in diesem Stil. Von der Idee bis zur Fertigstellung dauert es rund drei Monate, die Vorbereitung der Bildelemente erfordert hohe Präzision und technische Akribie. So wiegt etwa das auf einem der fotografischen Werke abgebildete Wasserbecken rund 600 Kilogramm (was im zweiten Stock nicht unproblematisch ist) oder es mußte ein im Flug festgehaltenes Kleidungsstück mit Gips ausgekleidet und unsichtbar befestigt werden, um den gewünschen Eindruck zu erzielen.

Zivic' hatte nach der Matura ein Jusstudium begonnen, sich dann aber an der Akademie für angewandte Kunst beworben. Trotz Ablehnung entschied er sich für den eigenständigen künstlerischen Weg: "Der Drang dazu kommt einfach von innen, ist existentiell." Schon früh hatte er ein eigenes (eiskaltes) Atelier, Kontakte zu Galerien und immer Nebenjobs (derzeit drei Tage in der Woche an der Wiener Secession). " Ich habe Zeit gehabt, mich zu entwickeln", meint Zivic' heute. Derzeit ist er bei der Ausstellung des "steirischen herbstes" im Grazer Kunstverein vertreten, den Otto Mauer-Preis betrachtet er als ein wichtiges Signal der Bestätigung und Anerkennung.

Die "Ausstellung der Otto-Mauer PreisträgerInnen 1981 - 1998", die bis Ende Oktober im Bildungshaus St. Vigril in Salzburg gezeigt wurde, ist von Anfang November bis Anfang Dezember an der Akademie der bildenden Künste in Wien zu sehen.

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