Irlands Wilder Westen

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Drei Heimatstücke des jungen Iren M. McDonagh in Graz.

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Drei Heimatstücke des jungen Iren M. McDonagh in Graz.

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Mit Gratis-Guiness und Irish Stew beging das Grazer Schauspiel in einem sechsstündigen mimischen Marathon die deutschsprachige Premiere der "Leenane-Trilogie". Deren Autor, Martin McDonagh (28), neuer englischer Dramatikerstar, steht locker in der Tradition des irischen Theaters und des britischen "well made play". Wie bei Synge und Behan spielen Prügel und Schnaps auch hier in den drei Stücken eine konstitutive Rolle: die karge Landschaft von Connemara ist Bühne für gewalttätige Streithähne, Dickschädel und großmäulige, aber sympathische Rabauken.

Randvoll mit Komik extra dry und Humor vom Makabersten, sind diese Einakter mit ihren herrlich saftigen Rollen vor allem ein Lustgarten für Schauspieler. In "Beauty Queen", dem stärksten der drei irischen - sagen wir einmal - Heimatstücke, wagt eine junge Frau den Ausbruch aus dem Frust des miesen Alltags und der Umklammerung durch die egoistische Mutter. Sie erschlägt die Peinigerin und geht fort in eine imaginierte Welt: eine Frauentragödie in lakonischen Fertigteilsätzen, berührend und erschütternd (mit Helga Pedross als Maureen). Der "Schädel in Connemara" gehört der auf ungeklärte Weise zu Tode gekommenen Frau des Totengräbers. Das ergibt eine lange Orgie der Knochenzertrümmerung in einem eher schwachen Stück, das dem Regisseur Lutz Graf zu totalem Suffgelalle zerronnen ist.

Im "Einsamen Westen" präsentieren dramaturgische Routine und die scharf gezeichneten Porträts zweier infantiler Brüder das Bild einer kleinen, aber sehr unheilen Welt voll abwegiger Bosheit und whiskeyfeuchter Infamie.

Andreas Jander hat den Naturalismus auf ein leicht abstraktes Hängeplateau in Bühnenmitte verbannt, was die Verständlichkeit des Textes leider stark beeinträchtigt.

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