"Jedermann" aus Frauensicht

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Wie das niederösterreichische Wolfsthal zu einem renommierten Sommertheater kam.

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Wie das niederösterreichische Wolfsthal zu einem renommierten Sommertheater kam.

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Wolfsthal hat seinen eigenen "Jedermann": Das, mit begeisterten Pressereaktionen bedachte Hugo von Hofmannsthalsche "Spiel vom Sterben des reichen Mannes" in der barocken Wallfahrtskirche "Maria am Birnbaum", bislang die größte Eigenproduktion der Wolfsthaler Sommerspiele, lenkt seit drei Jahren den Blick auf jene Frau, welche die kleine Ortschaft bei Hainburg zu einem kulturellen Anziehungspunkt gemacht hat: die Schauspielerin und Juristin Dr. Helene Schmidt-Levar.

Seit nunmehr acht Jahren bietet sie, gemeinsam mit ihrem Mann, dem Wiener Rechtsanwalt Dr. Hans Otto Schmidt, in der, zum Seminar- und Veranstaltungshaus gestalteten, "Villa Pannonica" von Mai bis Oktober ein dichtes, breitgestreutes Kulturprogramm an: Unter anderem finden heuer vier Vernissagen, ein Indischer und ein Irischer Abend, Aufführungen von "Aschenbrödel", Johann Nestroys "Frühere Verhältnisse" und Anton Tschechows "Szenen aus dem Landleben" dort statt.

Das Engagement der Intendantin der Wolfsthaler Sommerspiele hat familiäre Wurzeln. Seit jeher war es zu Hause liebgewordene Tradition, zu Einladungen auch Kultur zu bieten. Drängelnde Freunde ließen die Idee reifen: Warum nicht öffentlich machen, was sich im privaten Kreis größter Beliebtheit erfreut? 1991 wurde der Verein "Ciarivari" gegründet. Die ersten erfolgreichen Veranstaltungen mit Konzertabenden und Lesungen in Bregenz, Wien, St. Gallen in der Schweiz und das zunehmende Interesse der Wolfsthaler für die ersten Angebote, führten geradezu logisch zu Sommerspielen. Helene Schmidt-Levars 25jährige Theatererfahrung war beim Aufbau durchaus hilfreich.

Die freundschaftliche Verbundenheit mit "alten" Schauspielerkollegen hat so manchen schon in die ländliche Idylle gelockt. Dabei fanden die schauspielerischen Ambitionen der vielseitigen Künstlerin (die beim "Jedermann" übrigens auch Regie führt) zunächst nicht unbedingt das Wohlwollen der auf die juristische Laufbahn bedachten Eltern. Es waren wohl mehr die "Gene" ihres Großvaters, des bekannten Baritons und Mitbegründers des Laibacher Opernhauses, Ivan Levar, welche die damals junge Konzipientin im Wiener Landesgericht in die Schauspielschule Krauss und von da aus in zahlreiche Theater, vom Theater der Jugend, dem Theater der Courage bis zu den heutigen Wirkungsstätten, dem Theater in Vorarlberg und dem Österreichischen Tourneetheater, führte.

Bereut hat sie ihren Spagat zwischen Familie und der zweifachen beruflichen Belastung jedoch nie. "Genau das war es, was ich immer wollte", träumt sie schon jetzt von ihrer nächsten Wunschproduktion: Nestroys "Lumpazivagabundus".

15. Mai: "Jedermann". Wolfsthal, Wallfahrtskirche "Maria am Birnbaum". Informationen zum Sommerprogramm: 02165/62 323

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