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Mittelmäßiges Auftragswerk von Götz Spielmann am Linzer Landestheater.

Der renommierte Drehbuchautor und Filmregisseur Götz Spielmann, der im Vorjahr auch mit seiner ersten Inszenierung auf dem Theater (Schnitzlers Der einsame Weg) in Linz beeindruckte, präsentierte nunmehr sein erstes Bühnenstück, ein Auftragswerk des Landestheaters Linz. Gerhard Willert brachte das Schauspiel Imperium, eine dem Geist unserer Zeit entsprechende Abwandlung des Jedermann-Mythos, zur erfolgreichen Uraufführung.

Dieses "Imperium", das der Selfmademan Wessely (perfekt rollendeckend: Stefan Matusch) erschaffen hat, besteht aus elf Bordellen. Eines davon, das "L'Amour", ist Schauplatz der Handlung, die auf der in Schwarz und Weiß gehaltenen Bühne (auch Kostüme: Alexandra Pitz) abrollt und von wiederholten Razzien angetrieben wird. Das Rotlichtmilieu bleibt indessen Hintergrund und nur Thema von Gesprächen und Sorgen, denn es ist Sand ins Getriebe gekommen. Wessely hält sich zwar für clean, na ja, bis auf die zwei illegalen Mädchen aus dem Osten. Und woher die Lieferanten diese nehmen, kümmert ihn nicht. Aber wer ist der Informant? Ein Insider? Und wer sind die Investoren, die ihm das "L'Amour" um einen Bettel abkaufen wollen? Palucca, Wesselys eigenwillige, resolute Tochter (Gunda Schanderer), findet es heraus. Doch da ist es bereits zu spät.

Die Geschichte vom Machtmenschen Wessely, der mit seiner "Ich-AG" keinen Einzelfall darstellt, ist letztlich eine Geschichte vom Tod, la mort, der sich in "L'Amour" verbirgt. Wessely begegnet ihm in verschiedenen Gestalten, auch in jener einer berührenden Jugendliebe (Nicole Reitzenstein). Dennoch ist sie auch eine Geschichte von der Liebe und vom Leben, wofür die Figuren von Palucca und Ronnie, der rechten Hand des Chefs, stehen: Konstantin Bühler spielt diesen Ronnie in einer Mischung aus Loyalität und Schlitzohrigkeit und ist mit seiner erfrischenden Komik ebenso glaubhaft wie in seiner Rolle als seriöser Arzt. Sabine Martin hat als betrogene Gattin Wesselys und ohnmächtige Mutter nichts mehr zu vermelden. Bettina Buchholz strampelt sich frustriert als Geliebte ab und löst durch ihre Dummheit den Untergang des Imperiums aus. Das Stück ist kein großer Wurf, aber die beachtliche Leistung eines "Jungdramatikers" und seines Regisseurs.

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