Joseph Lanner tritt aus dem Schatten

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Volkskundemuseum, Wien

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Volkskundemuseum, Wien

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Spät, aber doch wird der am 12. April 1801 geborene Wiener Komponist Joseph Lanner gebührend gewürdigt: mit der Ausstellung "Flüchtige Lust" im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien. Es ist erst die zweite Lanner-Schau überhaupt, die erste war zu Beginn des 20. Jahrhunderts für einige Jahre in seinem Geburtshaus zu sehen. Zu Lebzeiten war Lanner die Nummer Zwei der Wiener Musikszene hinter Johann Strauß Vater, doch neben der Strahlkraft von Johann Strauß Sohn verblasste die Erinnerung an ihn. Von seinen über 300 Kompositionen ist dem heutigen Konzertpublikum nur mehr ein Bruchteil geläufig; kaum zehn Prozent wurden auf Tonträgern eingespielt.

Im heurigen Gedenkjahr scheint Lanner endgültig aus dem Schatten der Sträuße herauszutreten; das Bild seiner Persönlichkeit und seiner Stellung in der Musikgeschichte gewinnt an Kontur. Die gemeinsame Ausstellung des Volkskundemuseums und der Wiener Stadt- und Landesbibliothek zeichnet Lanner als famosen Geiger, dessen musikalischer Horizont wesentlich mehr umfasste als nur Tanzmusik. So wird etwa die Partitur seines Bühnenwerkes "Der Preis einer Lebensstunde" gezeigt, das bis vor kurzem als verschollen galt, in Wirklichkeit aber unbeachtet in der Nationalbibliothek verstaubte.

Außerdem ersteht in der Ausstellung das Bild eines biedermeierlichen Wien, in dem die Tanzpaläste wie Pilze aus dem Boden schossen. Zu allen möglichen Anlässen wurden Tänze komponiert, Lanner etwa nahm auf einen Kometen, eine Sonnenfinsternis und die Dampfmaschine bezug. Der namensgebende Walzer "Flüchtige Lust" entstand unter dem Eindruck einer verheerenden Flutkatastrophe in Wien.

Bis 14. Oktober

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