Werbung
Werbung
Werbung

"Tintentod": Josef-Winkler-Uraufführung beim steirischen herbst.

Homoerotik, mit einem guten Schuss bäuerlichem Kärntner Katholizismus, und verpasste Gelegenheiten zum Selbstmord mittels Kälberstrick sind die Dominanten der Uraufführung von Josef Winklers erstem Bühnenstück "Tintentod oder Du sollst Dein Wort halten" auf der Probebühne des Grazer Schauspielhauses. Bei dem Auftragswerk des steirischen herbstes erlebt das Publikum unter der Regie der jungen Norddeutschen Tina Lanik 150 Minuten lang schonungslos die Lebensgeschichte ("szenische Befragung") des Drautaler Autors.

111 Fragen stellte der Klagenfurter Germanist Klaus Amann zu Leben, Sterben, Schreiben, Lesen, Kindheit, Tod, Liebe und Hass dem für seine jüngsten Werke ("Domra", "Natura Morta") mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichneten Winkler; Lanik bereicherte dieses Konvolut um Zitate aus des Dichters Werken.

Der Schweizer Adrian Furrer beeindruckte mit gewaltiger und technisch hervorragend gemeisterter Redeleistung; mit Globus und Kassettenrecorder in den Händen gab er überzeugend einen suchenden und mit sich ringenden jungen Winkler. Das Talent der jungen Liese Lyon, des weiblichen Gegenstücks, kann vor allem in den dramatischen Eifersuchtspartien voll zur Geltung, bei schnellen Monologen stolperte sie sprachlich manchmal. Schauspielerisch gekonnt moderierte sie auch die Talkshow-Szene mit dem total verklemmten Psychofall Winkler; allein, diese Szene passte nicht so ganz in die ansonsten schlüssige Regiegestaltung. Am Ende etwas betreten schauten Winnetou auf der Großleinwand und der persönlich anwesende Winkler drein - trotz großen und nachhaltigen Beifalls.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung