Kaffeehaus-Krimi mit Atmosphäre

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Mord oder nicht Mord, das ist bei Herbert Vorbach die Frage.

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Mord oder nicht Mord, das ist bei Herbert Vorbach die Frage.

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Ein Kaffeehausstilleben über beide Umschlagseiten des Buches deutet bereits an, daß die Fäden des Krimis ebendort zusammenlaufen, wo der Mord geschah: im Kaffeehaus. Oder war es ein Unfall, oder bloß eine Verwechslung? Nach der Lektüre möchte man hinzufügen: Oder war es bloß Fiktion, Imagination, doppel- und mehrbödiges Spiel mit vielen Ebenen? War das, was man gemeinhin Wahrheit nennt, nicht bloß die Wirklichkeit, hinter der sich eine unsichtbare Wahrheit verbergen mag?

Oder auch nicht. Wie eine intellektuelle Spinne zieht der Erzähler, Augenzeuge und geruhsame Hirndetektiv ein Jahr lang seine Fäden - immer wieder an den Tatort als kaffeehäusliche Kontemplationsstube zurückkehrend, einem imaginären Zentrum des Spinnennetzes, das sich im Lauf der Erzählung ins Unüberblickbare erweitert, mehr Fragen aufwerfend als klärend.

Zwischen den realistischen Knotenpunkten des sich ausbreitenden Netzes spannen sich die feinen Fäden des Hintergründigen: Zusammenhänge zwischen Romantik und Verbrechen, die Spannung zwischen der Logik der Evolution und jener des Glücks, Zeitgeistiges im Inlokal oder im Internet-Cafe, Ortswechsel zwischen rotlichtigen Lokalitäten und steinernen Säulenheiligen - die gar nicht hektische Mördersuche verirrt sich immer wieder in Seitenwegen und Nebenschauplätzen, um doch stets ins Tatortcafe zurückzukehren, wo sich am Jahrestag des letalen Ereignisses zur gleichen Stunde ...

Statt unfairen Geheimnisverrat zu begehen, läßt sich gefahrlos berichten: In seinem dritten bei Grosser erschienenen Buch spielt das Stammcafe des Autors, das legendäre, kürzlich 150 Jahre alt gewordene Traxlmayr in Linz, die atmosphärische Hauptrolle. Mord hat dort allerdings bisher keiner stattgefunden.

DER HERR AM FENSTER Roman von Herbert Vorbach Verlag Grosser, Linz 1997 160 Seiten, geb., öS 238,

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