Kandidaten, Kandidaten...

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Jetzt kenne ich sie schon alle, die da großflächig plakatiert sind. Die Landeshaupt-, Vize- und sonstigen Leute, die Höger, Pröll und wie sie alle heißen. Nur wer die ebenfalls von der Wand strahlenden Peek & Cloppenburg sind, das konnte ich bis heute nicht eruieren. Und im launischen April geht's um den Sessel hinter dem Schreibtisch in der Hofburg. Man wählt den Präsidenten neu oder einen neuen.

Alles gut und fesch, richtig und demokratisch, nur - zum ersten Mal wird das höchste Amt desavouiert. Witzfiguren und Vorbestrafte bewerben sich oder wollten es und erhielten - das ist das Empörende - noch Unterstützung. Ich bin neugierig, ob noch jemand auf neue Ideen kommt, zum Beispiel die, den Künstler Otto Mühl oder irgend einen abgehalfterten Popen zu nominieren. Muß denn alles bei uns in den Dreck gezogen werden? Scheinbar war das Lichtermeer nicht grell genug, um auch gewisse dunkle Geister zu erhellen. Da versuchte ein Parteimensch den HBP mit Lob, Tadel und Druck in Geiselhaft zu nehmen, da wird eine honorige, erfolgreiche Frau als gefühlskalte, berechnende Überläuferin abqualifiziert und eine Neubewerberin als Kuscheltierchen apostrophiert. Grauslich.

Rabelbauer for President blieb uns zum Glück erspart. Ein (bau-)meisterlicher Werbeonkel lacht uns vom Bildschirm herunter an und aus. Andere - nein - es ist genug! Merken denn diese Typen nicht, daß sie dem Ruf ihres Vaterlandes im Ausland schaden? Ist es ihnen egal? War die Watchlisterei nicht genug? Jahre haben nicht genügt, um den größten Schaden seit dem Weinskandal vergessen zu machen. Wenn schon dunkle Schatten auf Göttweig fallen, die Hofburg wenigstens sollte verschont werden.

Aber mit der guten Erziehung und der politischen Fairneß ist leider auch die Würde abhanden gekommen. Wer immer Präsidentin wird, Präsident bleibt, bei aller Modernität, die Würde des hohen Amtes ist zu wahren. Dieses Land, 1945 aus Trümmern neu geboren, war einmal von der Landkarte verschwunden, wurde verhöhnt und lächerlich gemacht. Patrioten von heute werden alles daran setzen, daß sich die Geschichte hier in unserem Land nicht wiederholt.

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