Krisensitzung des Schweinehundes

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Ludwig W. Müller präsentiert sein neues Programm "Short Katz" im Kabarett Niedermair.

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Ludwig W. Müller präsentiert sein neues Programm "Short Katz" im Kabarett Niedermair.

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Den Kabarettisten Ludwig W. Müller trifft man am leichtesten dort, wo er seine Ideen sammelt: im Cafehaus. "Da sitze ich den ganzen Tag und schreibe blöde Sachen auf, und das Beste davon präsentiere ich dann auf der Bühne". Zur Zeit ist das Cafe Eiles im achten Wiener Gemeindebezirk sein verlängertes Wohnzimmer, denn nebenan im Kabarett Niedermair stellt der mokante Spaziergänger auf dem weitem Feld zwischenmenschlicher Kommunikation mit "Short-Katz" das jüngste Ergebnis seiner Studien vor.

Den "tieferen Sinn" des Titels kann sich jeder selbst aussuchen, hat doch der Künstler selbst das Problem, in seinen Sprachkapriolen einen solchen zu finden. Eine "Katz'" kommt einmal vor, im Zusammenhang mit "Gen-Mais" (und -mäus'). Auch dient ihm der Begriff "Cut" dazu, die "Dynamik" eines filmischen österreichischen "Low-Dialog-Projects" erst so richtig zur Geltung zu bringen.

Doch besser als über Sinn nachzugrübeln ist es, sich den lose aneinander gefügten, entwaffend witzigen und saftigen "G'schichtln" hinzugeben, kleinen heimtückischen Ironien und absurden Alltagskurrilitäten. Wie zum Beispiel jenem Alptraum eines Nachtschwärmers, dessen innerer Schweinehund sich angesichts eines Bieres zur multiplen Persönlichkeit vervielfacht und eine furiose Krisensitzung abhält. Die Höhenflüge Müllers sind eigentlich nicht zu beschreiben. Man muß sie in ihrer ganzen Pracht der parodierten, aberteuerlich vermixten Dialekte, Akzente und gesellschaftlich perfekt zugeordneten Sprachfärbungen selbst hören.

"Dichten", wie der im oberösterreichischen Gmunden geborene Kabarettist seine unbändige Fabulierlust augenzwinkernd nennt, war schon immer sein Faible. "Sprache, erzählt er auf seine Kindheit zurückblickend, "hat mich immer wahnsinnig fasziniert. Sogar Latein habe ich gern gelernt." Doch aus dem jugendlichen "Familiendichter" wurde zunächst ein Jusstudent, der nebenbei Russisch, ab 1990 in Prag auch Tschechisch lernte und für die "Prager Zeitung" schrieb. Nach Beendigung des Studiums brachte das erste Gerichtsjahr dann endgültig die Erkenntnis: "Dies ist nicht meines."

Von Schwester Susanne Seidl, im Wissen um sein Talent in die richtige Richtung gestupst, stellte sich beim Salzburger "Nachwuchskabarettfestival" 1995 der erste Erfolg ein. "Short-Katz", ist nun nach "Schonzeit" und "Dilettantenstadel oder der Club der maroden Dichter" das dritte erfolgreiche Kabarettprogramm, und es sieht so aus, als hätte Österreich Ludwig W. Müller als Richter endgültig verloren.

Bis 12. April Kabarett Niedermair, Lenaugasse 1a, 1080 Wien Karten: (01) 408 44 92.

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