Kühn, aber wirksam

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Eine empfehlenswerte Leo-Perutz-Dramatisierung in Wien.u verewigen. Darum geht es in dem Roman "Der Judas des Leonardo" von Leo Perutz (1882-1957), dessen faszinierende Werke glücklicherweise wiederentdeckt

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Eine empfehlenswerte Leo-Perutz-Dramatisierung in Wien.u verewigen. Darum geht es in dem Roman "Der Judas des Leonardo" von Leo Perutz (1882-1957), dessen faszinierende Werke glücklicherweise wiederentdeckt

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Mailand um 1500: Leonardo da Vinci sucht zur Vollendung seines Gemäldes "Das letzte Abendmahl" den schlechtesten Menschen der Stadt, um seine Züge in der Gestalt des Judas zwerden. Der aus Prag stammende Autor hat damit eine grandiose Studie über die menschliche Schlechtigkeit, aber auch über das Wesen des genialen Künstlers hinterlassen. Kühn, aber wirksam, hat er auch den gealterten Vagantendichter Francois Villon in der Rolle des Mancino in sein Werk eingebaut.

Als kühn, aber wirksam, erwies sich nun auch die Uraufführung der erstmaligen Dramatisierung des Romans durch Marius Pasetti und Christoph Prückner im Wiener Theater Brett. Das für diese Bühne typische Bemühen um anspruchsvolle Werke, die Brücken zwischen Böhmen und Österreich schlagen, verdient gerade in diesem Fall besondere Anerkennung, die Vorstellung eine Empfehlung. Nicht, weil schauspielerisch alles perfekt ist - das kleine Ensemble, in dem die meisten mehrere Rollen übernehmen müssen, stößt bisweilen an seine Grenzen. Nicht, weil die Bühnenfassung optimal ist - das an sich positive Bemühen, gegenüber dem Roman möglichst werktreu zu bleiben, bewirkt einige vermeidbare Längen. Doch der Kern des fast wie ein Krimi angelegten Werkes, die Aussage darüber, worin die Sünde des Judas besteht und nach welchem Kriterium Leonardo seine Wahl des Judas trifft, kommt in Christoph Prückners weitgehend schlüssiger Inszenierung stark heraus. Die mehrere Spielorte beherbergende Bühne Kurt Neubauers mit einem "Mehrzweck-Block" (Thron, Altar, Totenbett) in der Mitte, ein die Szenen begleitendes großes Uhrwerk und meist gelungene Musikuntermalungen schaffen eine dichte Atmosphäre.

Unter den Darstellern ragen Thomas Egg (Leonardo), Hjalmar Este (Mancino), Rochus Millauer (Joachim Behaim) und Heinrich Herki (Boccetta) heraus.

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