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Sopran-Schmelz Kleines Festspielhaus, Salzburg Nicht nur auf das Liebes-, sondern auch auf das Hassdrama setzt Intendant Lutz Hochstraate in der hektischen Neuinszenierung von Giacomo Puccinis "Tosca" des Salzburger Landestheaters im Kleinen Festspielhaus.

Was wäre eine Sängerin wie Tosca, ganz ihrer Kunst und der Liebe zum politisch zunächst uninteressierten Maler Cavaradossi hingegeben, ohne eine Stimme, die rundum alles zum Schmelzen bringt? Und die schließlich, als sie merkt, dass ihre Eifersucht - die der skrupellos-brutale Polizeichef Scarpia schürt und nützt - den Geliebten an den Galgen bringt, von der Lyrik in die Dramatik schwenkt und Scarpia ermordet? Althea-Maria Papoulias macht dies mit ihrem schönen, modulierfähigen Sopran vor allem stimmlich glaubhaft. Ihr Cavaradossi ist Viktor Afanasenko, dessen Tenor zu feiern einige Fans angereist waren. Greg Ryerson zeichnet den Scarpia hart und konsequent.

Dirigent Hubert Soudant zieht orchestrales Klangbad allemal einfühlsamer Begleitung der Solisten vor. Das Premierenpublikum schien mit dem Gebotenen, dem man noch einiges an Reife wünscht, dennoch zufrieden.

Franz Mayrhofer Kunst-Karaoke BAWAG Foundation, Wien Achtung, anschnallen, die Cyborgs und Monstren der südkoreanischen Künstlerin Lee Bul sind in Wien! Die weißen, wuchernden Fangarme des jüngsten Hybridwesens aus ihrer Cyborgwerkstatt empfangen ab 16. Februar den Besucher der Bawag Foundation. "The Divine Shell" ist ihre erste Einzelausstellung in Österreich.

Die Kluft zwischen dem Realkörper und seiner grenzenlosen Auflösung in der Wirklichkeit des Internet ist Buls zentrales Thema. Ihre Visionen von digitalen Körpern in einer entkörperlichten Zukunft sorgten 1988 in New York für Aufsehen, bei der letzten Biennale in Venedig hatten die weißen, maschinenartigen, weiblichen Silikonkörperteile nichts an Aktualität verloren.

In der Bawag Foundation wird der Besucher in einer an die Raumschiff-ästhetik früher Science-Fiction-Filme erinnernden Karaokekapsel eingeladen, zu einer Melodie zu singen. Die scheinbare Intimität trügt: auf einem Video spielen koreanische Schulmädchen zu den Liedern, ihre Phantasien stellen dieVerbindung zum Sänger her. Die Zukunft hat begonnen, hingehen und ansehen! (Bis 1. April) Isabella Marboe Homer-Hype Künstlerhaus, Wien Odysseus kehrt zurück in die Zivilisation und muss sich der Öffentlichkeit stellen. Er ist der letzte Kriegsheimkehrer und einzig Überlebender. Ist er ein Held oder vielleicht doch ein Kriegsverbrecher? In einem Work in Progress beleuchten das Nomad Theatre und Messing Network Homers "Odyssee" aus heutiger Perspektive.

Ersten Einblick gibt nun "Odysseus fragment 1" im Wiener dietheater Künstlerhaus. Der Held von Troja (Rainer Stelzig) ist in ein Fernsehstudio geladen. Eine Dolmetscherin (Martina Spitzer) übersetzt seine poetisch geschilderten Abenteuer in nüchternes Englisch. Journalisten wollen es genau wissen: "Was geschah mit den Frauen?" Ein Showblock unterbricht die Pressekonferenz, eine blutverschmierte Frau kriecht aus dem Bühnendunkel und abseits setzt sich eine Tänzerin (Kazuko Kurosaki) mit der Figur der Penelope auseinander. Doch aus der Konfrontation der unterschiedlichen Ebenen entsteht Spannung. Ein interessanter Ansatz.

Annemarie Klinger

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