Kunst oder Clubbing?

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"Wahlverwandtschaften" in Wien: Die Wahl wurde zur Qual.

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"Wahlverwandtschaften" in Wien: Die Wahl wurde zur Qual.

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Hochartifizieller Diskurs über die aktuellen Auflösungen der Grenzen und sich neu konstituierenden Brücken zwischen zeitgenössischer Kunst, Theater, Musik oder "Clubbing" für Fortgeschrittene? "Wahlverwandtschaften", Hortensia Völckers' Prestigeprojekt bei den Wiener Festwochen in den Sofiensälen - Pate für den Namen stand Torbern Bergmans Traktat aus dem Jahr 1775, wonach bestimmte chemische Elemente, bei der Annäherung anderer Stoffe ihre bestehenden Verbindungen lösen und sich mit den neu hinzugetretenen Elementen gleichsam "wahlverwandtschaftlich" (Katalog) vereinigen - lud über eine lange Nacht zu einem Spektakel der besonderen Art.

Im romantisch herabgekommenen Ambiente, der zuletzt vorwiegend für Szene-Partys genützten Räume wurde von etwa 20 Künstlern und Ensembles ein Potpourri an Arbeiten aus und zwischen unterschiedlichsten Kunstgenres geboten. Man konnte sich, zunächst im ersten Teil des Abends geführt, von Jerome Bels "Shirtologie" (er entledigt sich hier Unmengen übereinandergeschichteter T-Shirts) zu einer, mit einer Tanz-Performance von Jennifer Lacey vernetzten, intermedialen Rauminstallation von Peter Kogler und einem sehr stilvollen Abendessen mit dem anschließenden Solo "Zwei Stimmen" (fünf sehr gelungene Porträts heutiger Machthaber) von Jeroen Willems, begeben.

Danach hatte man die Qual der Wahl, aus den simultan ablaufenden Performances im Labyrinth vom Dach bis zum Keller, von Popig-Schrägem vom Wiener Boygroup-Quartett Gelatin bis zu Skurrilem (Heinrich Lüber) Interessantes herauszufinden. Manche zogen sich ins Festwochen-Cafe zurück, auch ich gab mich gegen ein Uhr morgens angesichts der Fülle des überbordenen Angebotes geschlagen. So blieb es beim anregenden unterhaltsamen Abend. Der Diskurs muß bis zum 15. Juni warten. Da laden Hortensia Völckers und Markus Wailand zu einem Streitgespräch "Cross-Over: Die Zukunft der Kunst oder der große Dilettantismus?"

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