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Ägyptens „kommender Mann“

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Kairo wirkt, siebeneinhalb Monate nach dem verlorenen Juni- Krieg, noch wie eine belagerte Stadt. Den Diktator bekommt kaum jemand zu Gesicht. Frühmorgens fährt seine Wagenkolonne möglichst rasch durch abgesperrte Straßen von seiner Villa in Manchiet el-Bakri im Vorort Hekiopolis zum Kubbeh- Palast. Zurück nimmt sie spät abends den gleichen Weg. Abd el Nasser meidet Untertanen wie ausländische Besucher. Die wenigen Gäste, die zu ihm Vordringen konnten, berichteten, er sitze oft stundenlang untätig und dumpf vor sich hinbrütend hinter seinem Schreibtisch. Erstaunlicherweise wirkt diese Ent- schlußlosigkeit — anders, als es früher gewesen wäre — nicht lähmend auf die innerpolitische Entwicklung. Zwar patrouilliert, als befinde man sich noch im Krieg, schwerbewaffnete Volksmiliz durch die Straßen. Vor vielen öffentlichen Gebäuden befinden sich noch Schützengräben und Sandsackbarrikaden und vor manchen Hauseingängen Splitterschutz- mäuerchen, von denen die meisten allerdings aus dem 48er Palästina- Krieg oder der 58er Suez-Kampagne übriggeblieben sind. An einigen Kraftfahrzeugen zeigen sich sogar noch Spuren übriggebliebener blauer Verdunkelungsfarbe. Doch hinter dem durch den künstlich aufrecht erhaltenen Belagerungszustand gebildeten Schutzschirm gehen, anscheinend losgelöst von der Person Nas- sers, erstaunliche Änderungen vor.

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