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Aus gereizte Tonalität

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Dem Dänen Per Kirkeby gilt eine große Personalausstellung.

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Dem Dänen Per Kirkeby gilt eine große Personalausstellung.

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Kirkebys Erforschung simpler Formsysteme aus Einhandziegeln steht zur Komplexität der (von ihm, Anm.) bewunderten Maya-Bauten oder jener der Byzantinik oder auch der nordischen Backsteingotik in adäquater Distanz des Minimalen wie etwa die ,simplen' Harmonien eines Arvo Pärt zum tonalen Universum der musikalischen Klassik. Bei den beiden Künstlern besitzt die im Minimalbereich ausgereizte ,Tonalität' ihrer Kompositionen keine mechanische Funktion, sondern führt zu ganz neuen Erfahrungen", schreibt Otto Kapfinger im Werkverzeichnis der Backsteinbauten des Dänen Per Kirkeby und fragt, ob es sich dabei um Skulpturen oder um Architektur aus besonders archaischem Material handelt.

Kirkeby, längst ein Klassiker im internationalen Kunstzirkus, ist anläßlich der Präsentation der Werkmonographie vom Kunsthaus Bregenz eine große Personalausstellung gewidmet. Sie behandelt alle Arbeitsbereiche des Künstlers, der sich wie ein wahrer „Universalist" von umfassender Bildung mit allen künstlerischen Medien auseinandersetzt: Malerei, Skulptur, Architektur, Film und Bühne - da ist es müßig, noch darauf hinzuweisen, daß sich Kirkeby, ein ausgebildeter Geologe, als Autor auch mit kunst-historisehen Themen befaßt.

Das neue Kunsthaus Bregenz des Schweizer Architekten Peter Zum-thor ist der ideale Ort für die monumentalen Werke Kirkebys: In den oberen Stockwerken sind die großflächigen Malereien des Dänen plaziert, die unteren Etagen den Skulpturen und Backstein-Projekten vorbehalten. Kirkebys Malerei ist vielschichtig, aber nicht nur im Sinne des

Herstellungsprozesses der Bilder. Er zitiert aus dem Bereich des Gegenständlichen, überlagert mit expressiver Farbe und Gestik. Er beherrscht stets das Medium, in dem er arbeitet: Was hier die Malerei dominiert, ist dort auch schon medial transformiert in eine Skulptur und so weiter. Die Backsteinarbeiten Kirkebys erscheinen deshalb so interessant, weil sie seinen ironischen Zugang, zuweilen voller Kritik gegenüber der Moderne, offenbaren.

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