Mit einem internationalen wissenschaftlichen Forschungsprogramm unter Anwendung digitaler Medientechnik wollen die Wiener Albertina und die römische Ribliotheca Hertzi-ana (Max-Planck-Institut für italienische Kunstgeschichte) gemeinsam in einer repräsentativen Schau anläßlich der 400. Geburtstages das (Euvre des römischen Barockarchitekten Francesco Borromini vorstellen. Die Ausstellung läuft 1999/2000 zum Heiligen Jahr in Rom und wird dann von Wien übernommen.
Rund 600 Blätter Borrominis -Studien und Entwürfe, Zeugnisse des historischen Arbeitsprozesses aus den Beständen der Albertina - wurden digital erfaßt und auf zwei CD-ROMs gespeichert. Eine dritte CD-ROM mit den Werken aus der Biblioteca Apo-stolica Vaticana, der Berliner Kunstbibliothek und der Royal Library in Windsor ist noch in Vorbereitung. Die über zwei Kontinente verstreuten Projektmitarbeiter sind somit in der Lage, mit dem speziell für Museen ausgearbeiteten Informationslogistikprogramm ohne großen Aufwand (Reisen, Öffnungszeiten) die Dokumente am Bildschirm zu sichten, zu bearbeiten und mit weiteren Daten zu ergänzen. Per e-mail werden danach die wissenschaftlichen Kommentare, Bibliographien et cetera nach Wien übermittelt, hier weiterbearbeitet und zuletzt das kritische Repertorium erstellt. Dieses wird schließlich auf CD-ROM, im Internet sowie als ausstellungsbegleitender zweibändiger Katalog verfügbar sein.
Weiteres Produkt ist eine innovative Schau, die virtuelle Spaziergänge durch die Bauwerke und ebenso durch die unausgeführten Bauprojekte des Francesco Borromini erlaubt. Damit kann auch der Laie architektonische Konzepte begreifen. Die im Computer erfaßten Daten sind überdies Grundlage verschiedener Gebäudemodelle, die die Ausstellung komplettieren. Die heutige Technik macht es möglich, direkt aus dem CAD-Dokument eine Stereolithographie (eine Plastik wird mit Laserstrahl aus Kunstharz hergestellt) relativ kostengünstig zu erzeugen.
