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Der heilige Geist und die Eintagsfliegen

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Wenn Christen in ihrer Kirche zum Gottesdienst zusammengekommen sind, um hier Gott zu dienen, dann kritisieren sie manchmal - mit etwas Angst oder Selbstgerechtigkeit - diese christlichen „Eintagsfliegen”: die die Kirche nur brauchen zu Taufe, Trauung und Begräbnis. Diese Leute haben kaum eine gute Nachrede.

Ich mag diese Leute, deren christlicher Besitz oft nur aus drei Scheinen besteht: dem Tauf-, Trau- und Totenschein. Ich mag diese „Christen-Leute”, die nur dabei sind, wenn sie es für unbedingt nötig halten.

Mir gefällt die „schöne” Taufe: mit all der Aufregung und dem schönen Drumherum; mit dem schreienden Baby und den nervösen Eltern und dem Taufpaten. Und mit dem Herrn Pfarrer, der über diesem Täufling den Vater verkündigt, und den Sohn und den heiligen Geist - ein Lebenszeichen für diesen Täufling.Was könnte nicht alles aus so einem Kind werden?

Mir gefällt die „schöne” Hochzeit: mit all der Aufregung und dem schönen Drumherum; mit den aufgeregten Brautleuten und den nervösen Eltern; und den Trauzeugen.

Und mit dem Herrn Pfarrer, der über diesem Ehepaar den Vater verkündigt, und den Sohn und den heiligen Geist - ein Lebenszeichen für diese Getrauten. Was könnte nicht alles aus diesem Ehepaar werden?

Mir gefällt die „schöne” Leich': mit

all der Aufregung und dem schönen Drumherum; mit den trauernden Hinterbliebenen und den nervösen Verwandten; und all den Zeugen eines vollendeten Lebens. Und mit dem Herrn Pfarrer, der über diesem Verstorbenen den Vater verkündigt, und den Sohn und den heiligen Geist - ein Lebenszeichen für diesen Verabschiedeten. Was könnte nicht alles aus diesem Toten werden?

Auch Eintagsfliegen haben den heiligen Geist.

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