Aus der 9. von "10 Visionen zur Osternacht", mit denen zwei evangelische Prediger den mittelalterlichen Brauch des "Osterlachens" heutig machen.Orgelvorspiel: Felix Mendelssohn-Bartholdy, Orgelsonate op. 65/1, Allegro assai vivaceDie Kuratorin einer Wiener evangelischen Innenstadtgemeinde:Liebe Gäste!Die Botschaft dieser Nacht hat traditionellerweise etwas mit Tod und Auferstehung zu tun. Wer es genau wissen will, muss zu den Fachleuten gehen. Was den Tod anlangt, so gehen wir aber nicht zu den Ärzten und Pfarrern, sondern zu den Totengräbern. Das sind originelle, gemütlich-unheimliche
Sie war ja schon immer eine böse und streitsüchtige Frau. Und ihren Schwiegersohn, diesen Herrn Petrus, den hat sie ganz besonders geschätzt. Und daß der saubere Petrus ihre Tochter nach nur sechs Monaten Ehe hat sitzen lassen - das würde sie ihm nie verzeihen. "Blöd ist er ja nicht g'wesen, der Herr Exfischer", hat sie gesagt, "natürlich hat er das arme Mädel eing'wickelt mit sein'm religiösen Schmäh - und in der Nacht, wanns dann allein in ihrem Bett g'legen is, da hat sie sich die Augen ausgwant."Aber die Tochter hat sich ja nichts sagen lassen, sogar aufgemuckt hat sie gegen ihre
März 1938 - oder auch offizielle Predigtreihen garantieren nicht, daß das Evangelium verkündet wird. So war der in der lutherischen Kirche empfohlene Text für den Sonntag nach Hitlers Heldenplatzrede der Psalm 118. Da heißt es u. a. "Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Laßt uns freuen und fröhlich sein. Ach, Herr, hilf doch! Ach, Herr, laß wohl gelingen! Gesegnet sei, wer da kommt im Namen des Herrn."Politische Begeisterung und Bibeltext haben an diesem Sonntag einander auf den meisten Kanzeln geküßt - die Predigten waren schrecklich.Periodisch seit 1945 ist es üblich
Das wäre ja fast eine Quizfrage für eine montägliche Kultursendung, was diese drei Medienstars wohl gemeinsam haben.Alle drei sind - und das ist das Erstaunliche dabei - zu erfolgreichen kirchlichen Erwachsenenbildnern geworden. Das verwundert natürlich nicht bei einem römisch-katholischen Bischof und einer karenzierten lutherischen Superintendentin - aber Falco? Ja, wenn da nicht ein besonderer Satz in einem seiner posthumen Welterfolge wäre, nämlich: "Muß ich denn sterben, um zu leben." Nicht nur bei seinem Begräbnis auf dem Wiener Zentralfriedhof sind unzählige Fans bei diesem
Vater, Mutter und ein gerade geborenes Baby - so rührend und ergreifend kann das natürliche Leben einer jungen Familie sein. Und genauso wurde auch bis zum 15. Jahrhundert die heilige Familie dargestellt, menschlich und alltäglich. Jesus liegt in die Krippe gebettet, im Stall; und Maria auf einem Bett, noch schwach von den Anstrengungen der Geburt. Und in der Nähe alles, was man vor und nach der Geburt gebraucht hat - vor allem ein großer Bottich zum Baden des Neugeborenen. Dazu eine Hebamme und der hl. Josef, der Vater, beide beschäftigt mit allerlei Hausarbeiten.Aber jetzt, ab dem 16.
Zuerst einmal gar nichts - dafür haben die beiden evangelischen Synoden gesorgt: Die Synode A.B. hat die Segnung homosexueller Paare bis zur nächsten Session 1998 verboten, und in der Synode H.B. haben sich die Pfarrerinnen und Pfarrer durch einen freiwilligen Beschluß verpflichtet, ebenfalls bis zur nächsten Session nichts Einschlägiges zu tun.Dazu kommt, daß es den meisten Synodalen nicht gefällt, die Segnungsproblematik quasi als Dauerbrenner, auf der Synode zu haben. Entsteht doch leicht der Eindruck, daß evangelische Synoden in einer so schwierigen Zeit absolut keine anderen
Es war sehr viel mehr als bloß pietätvolles Gedächtnis, daß die lutherischen und reformierten Mitglieder der Evangelischen Generalsynode, die derzeit in Linz tagt, ihre Eröffnungsandacht in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Gusen gehalten haben. Ja, man wollte des einzigen evangelischen Pfarrer gedenken, der in der Zeit des Nationalsozialismus zum Märtyrer geworden ist „Dr. Zsig-mond Varga, 1916—45, Pfarrer der reformierten (= evang. H.B.) Ungarn in Wien 1944, ermordet in Gusen (der gleiche Text auch auf Ungarisch)” steht auf der Gedenktafel, die im Beisein der Synodalen,
Als seinerzeit ein Schriftgelehrter von Jesus wissen wollte, wer sein „Nächster” sei, da hat ihm dieser mit einer Geschichte geantwortet..Wenn Jesus heute von Jörg Haider gefragt wird, wer anno Domini 1997 sein Nächster sei, erzählt er ihm natürlich auch eine Geschichte.„Stellen Sie sich vor, Herr Parteiobmann, Sie haben auf der Autobahn einen Unfall und liegen schwerverletzt am Straßenrand.Da fährt ein blaues Parteimitglied vorbei, aber der schaut nur geradeaus und sieht Sie gar nicht.Nach kurzer Zeit braust einer Ihrer vertrauten Parteikollegen daher, aber der bemerkt sie schon
Längst ist die unwirkliche Welt Wirklichkeit geworden. Langst ist alles möglich - nicht nur . beim Zahlenlotto. Und diese schöne, falsche Welt ist äußerst attraktiv für ihre Konsumenten. Und sie ist natürlich viel perfekter als die böse, schia-che, alte Welt. Und sollte es doch das Böse einmal schaffen, in diese geschützte Welt einzudringen, dann war es ein korrigierbarer Programmierungsfehler oder: das Böse wird einfach abgeschaltet und die reine Schöpfung kann von neuem beginnen.Negative Heiligenfiguren dieser Scheinwelt sind im „Global Village” die Tamagotchis. Psychologen
So sollte die Wirklichkeit sein: rosa wie die Wolken, wenn die Sonne untergeht, die Morgenröte und der Frühling: rosa wie ein Schweinderl, der Regenwurm und der rosarote Panther; rosa wie ein Hummer, Tropenfische und ein Af-fenpopo.- So sollte die Wirklichkeit sein: rosa wie eine Rose, eine Gerbe-ra, Froschgoscherln; rosa wie ein Baby, rohes Fleisch und Engländer in der Sonne; rosa wie Rosewein, Pudding und Himbeereis.Und könnte nicht auch unsereins rosa sein? Und rosa Augen haben und rosa Wimpern; rosa Haare und rosalackierte Fingernägel; rosa Backerln und einen Leib mit rosa Narben
In fast 19 Jahren Pontifikathat Papst Johannes Paul II. 26 mal um Entschuldigung für historische Verfehlungen der römisch-katholischen Kirche und der Katholiken gebeten.Nun ist es zweifellos als positiv anzusehen, wenn das Oberhaupt einer mittelalterlich - feudal strukturierten Kirche, sich zu „Sünden” seiner Kirche in der Vergangenheit bekennt. Selbstkritik ist menschlich und wegweisend friedensstiftend. Aber, so wird man wohl kritisch fragen müssen, ist der päpstliche Entschuldigungsakt nicht längst zu einem geschickt vorausgeplanten Ritual verkommen? Einem Ritual, das anläßlich
Biblisch urtümliche Zeiten konnten noch von Sprüchen wie „Eure Rede sei Ja, ja und Nein, nein!” schwärmen. Heutige Taktiker haben längst entdeckt, wie geschickt man mit Worten „ja” und mit Taten „nein” oder mit Worten „nein” und mit Taten „ja” sagen kann. Man stelle also den Partner, den Gegner, einen gefaßten Beschluß vor konträre Tatsachen - und dann soll er zeigen, ob er den Mut hat, auf dem Beschluß, dem Vereinbarten zu bestehen.In der letzten Zeit gibt es dafür viele aktuelle Beispiele. Viele Wiener haben Grundstücke gekauft, die mit einem ausdrücklichen
Das religiöse Angebot hierzulande ist längst so groß geworden wie das Weinangebot. Darum wird die Frage erlaubt sein, woran sich der potentielle Religionskonsument eigentlich orientieren kann. Denn der Konsument hat ebenso längst gemerkt, daß ihm die Pseudotoleranz - „Weil mir jede Religion wurscht ist, sollen sie alle gleichberechtigt sein” - mancher Meinungsmacher nicht weiterhilft. Durch das Gütesiegel weiß der Konsument, was ihn erwartet; und sein Vertrauen gründet sich darauf, daß dieses nach objektiven Kriterien vergeben wird. Allen religiösen und pseudotoleranten Eiferern
Sind die lieben Landsleute schlecht „gebettet” oder sind sie nur schlecht gelegen? Unzähligen Österreichern und Österreicherinnen tut das Kreuz weh. Gleich beim Aufstehen - falls man überhaupt gleich aufstehen kann - vergißt kaum jemand auf die gewohnte Liturgie: Jammern und Raunzen, Schimpfen und Fluchen. Da muß man natürlich etwas dagegen tun. Tut man auch: Ein Rheumapulver schlucken - „Kost' eh nix, ma is ja schließlich bei der Krankenkassa!” Ja und etwas zu Einreiben - ein magisches Salbungsritual. Fett und stin-kert - ein altes Natur- und Hausmittel. Und Pyjama und
Bienen und Wespen, Hornissen und Spinnen, Fliegen und Mük-ken, Motten, Ameisen, Wanzen und Flöhe - die Ribel ist voller Insekten, Geziefer und Ungeziefer. Lästige Insekten haben den Alltag des biblischen Menschen bevölkert und waren oft eine unvorstellbare Plage. Nach Insekten zu schlagen und sich zu kratzen, war eine der häufigsten biblischen Reschäftigungen. Für die Kinder des DDT-Zeitalters klingt das recht unwahrscheinlich. Viele haben noch nie einen Floh gehabt, geschweige denn einen „Flohzirkus” besucht. Diese Erfahrungslücke will derzeit eine einschlägige Ausstellung
Drei Schimpfwörter drei Politiker: Kreisky - Luther -Schüssel. Ob's übrigens der Außenminister wirklich gesagt hat, ist längst unerheblich geworden, da ihn der sommerlich unausgelastete Medienbetrieb mit Vergnügen zum virtuellen „Ungeheuer von Loch Ness” installiert hat.Die in Österreich eingewanderte focussierte Nachricht vom „Schimpfer Schüssel” hat auffälligerweise die Bevölkerung, für die Schimpfen bekanntlich zu einem Stück unaufgeb-barer Lebensqualität gehört, nicht gerade erschüttert. Anders ein moralinsaurer Journalismus, der sich nicht einmal im Freistaat
Keine Vorschußlorbeeren, eher Unkenrufe haben die 2. Ökumenische Konferenz in Graz bereits eingeläutet. Keine Illusion über die Bealität des kirchlichen Mit-einanders: „Unsere Geschichte ist bis heute belastet von Verdächtigungen, Verketzerungen und Verdammungsurteilen. Dadurch haben wir das Bild des barmherzigen Gottes bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und vielen Menschen den Glauben an einen gnädigen Gott schwer, wenn nicht gar unmöglich gemacht." Der von Kardinal König beschworene Geist „der gegenseitigen Rücksicht und Demut", der vom Konstantinopler Patriarchen
Daß die Mächtigen die Kleinen unterdrücken und ihnen ihren Willen aufzwingen, ist bereits biblisch belegt. Und auch ein biblischer König, ein gewisser Ahab, hat nicht gezögert, ein begehrtes Grundstück zu enteignen. Vor dem Königspalast hatte in Mann namens Naboth seinen Weinberg, durch dessen Anblick sich der König täglich provoziert fühlte, hätte er sich aus dem Grundstück doch gern einen Gemüsegarten gemacht. Aber der Privateigentümer weigert sich, seinen Weinberg herzugeben - auch nicht im Tausch gegen einen angeblich besseren Weinberg oder eine Geldablöse. Aber was einem
Nachdem berufene und unberufene Fachleute der kommen den Konferenz längst bescheinigt haben, warum sie gar nicht gelingen kann, ja vielleicht sogar scheitern muß, ist es richtig reizvoll, ja fast ein Zeichen von Courage geworden, nach Graz zu fahren. Und da Negativbilanzen im Sinn satirisch verstandener präsentischer Eschatologie vorliegen, besteht die Wahrscheinlichkeit, daß „Graz 97” doch gelingen könnte. Zugegeben - die Christenheit ist teilweise in einem erbärmlichen Zustand. Aber hat sie nicht gerade darin Erfahrung? Zugegeben, die Ratlosigkeit hat den Kern des Glaubens erfaßt
Phantastische Geschichten haben schon immer das seelische Immunsystem gestärkt. Phantastische Geschichten haben natürlich eine gute Presse und können sich auf eine solide Verbreitungstätigkeit der Göttin Fama verlassen. Und so kann man sie auch fast überall auf der Welt antreffen. Und wer immer sie auch erzählt, der ist fest überzeugt davon, daß sie wirklich passiert sind.König Christian X. von Dänemark hat täglich einen Morgenritt durch Kopenhagen gemacht - auch während der Zeit der deutschen Beset-zung. Eines Tages kommt der Befehl aus dem Führerhauptquartier: Alle dänischen
Man setzt sich nicht „ungstraft" in die Sonne, denn die Son-. nenstrahlen machen die menschliche Seele rebellisch. Wer zu lange von der Sonne beschienen wird, redet leicht verrücktes Zeug. Oder was sonst haben die Leute von einem gewissen Jesus gehalten, was er da von der Sonne dahergeredet hat. Nur weil Gott die liebe Sonne auf die Guten und auf die Bösen scheinen läßt, sollen es die Menschen auch so tun - also ihre Feinde genauso lieben wie ihre Freunde. Das ist den Leuten auch damals verrückt vorgekommen. Vielleicht haben sie sogar vermutet, daß der Bab-bi Jesus einen
Die großen Gestalten haben schon immer eine Art Haßliebe zum Volk, zu ihren „Ge-volksleuten" gehabt. Ja, wer keine Anhänger hat, kann nichts bewirken, aber wer Anhänger hat, oft genug auch nicht, eben weil er gerade diese Anhänger hat. Oder hat jeder die Anhänger, die er verdient? Nietzsche hat bekanntlich kommentiert: „Du willst dich verzehn-, verhun-dert-, vertausendfachen? Suche Nullen!" Und Egon Friedeil hat den Kirchen ins Stammbuch geschrieben: „Religion ist niemals eine Sache der Gemeinsamkeit und Gemeinschaft. Man kann in Massen fressen, saufen, politisieren und
Das Modell-Ereignis ist vor ungefähr 2500 Jahren passiert. Zwei Propheten, Jeremia und Chananja, sind in dramatischer Weise aneinandergeraten - und das in aller Öffentlichkeit. Ort der Handlung ist Jerusalem. Hier treffen sich die babylonischen Vasallen und proben den Aufstand gegen den König Nebukadnezar. Jeremia ist gegen diesen Aufstand, weil er eine Katastrophe für die Bevölkerung befürchtet. Er unterstreicht seine Argumente aber auch durch ein hap-pening: Mit einem Ochsenjoch auf dem Nacken geht er durch die Stadt.Da tritt ihm Chananja, auch ein Prophet, entgegen. Schon lange will
Mit dem Sündenbock ist der Menschheit etwas Großarti-. ges eingefallen. Man kann Gemeinheit und Verbrechen, Schuld und Sünde transferieren, also einem anderen aufhalsen. Der Mensch als Schuldbeladener gefällt sich nämlich nicht. Das kränkt seine Eitelkeit. Eine weiße Weste kleidet ihn besonders gut. So schminkt er sich als guten, moralischen, anständigen, vielleicht sogar religiösen Menschen.Die Beladung des Sündenbocks mit den eigenen Sünden geschieht natürlich frei von so altmodischenGefühlen wie Scham und Betroffenheit, Reue und Zerknirschung. Und so rührende Katechismusideale
Das Menschenleben ist halt wie ein Blasebalg, der jetzt so viel Luft hat, daß er einen Bauch macht, als hätte er die Wassersucht. Aber gleich darauf fallt er zusammen, sodaß er gar keinen Atem mehr hat: so ist das Leben.Das Menschenleben ist halt wie eine schöne Wachskerzen in der Kirche, die jetzt gar gut brennt. Aber bald kommt der Mesner mit dem Löschhorn und macht ihr den Garaus: so ist das Leben.Das Menschenleben ist halt wie ein Spinnengewebe. Die Spinnerin hat das zarte Garn mit großer Mühe von einer Mauer zur anderen gezogen. Aber bald kommt ein Kuchel-mensch mit dem Besen und
Das mußte ja wohl so kommen. Kaum hat der Staat erkannt, daß die Sektenproblematik viel zu heiß ist, um sie den kirchlichen Institutionen zu überlassen, schon tritt ein selbsternannter Sektenverteidiger im Namen der Religi-onsfreiheit auf, um gutgemeinten Aukläricht von sich zu geben.Ein Mag. Shorny, seines Zeichens geschäftsführender Sekretär der Wiener Gesellschaft für interkulturelle Philosophie, und den „Standard ”-Lasern mit dem kryptischen Satz „Der Staat soll sich nicht an der Seite der Kirche stehen!” - lädt zuerst zum fröhlichen Definieren ein. Die „Sekte” ist
Es ist eine alte 'Tradition, daß sich die Christen aller Konfessionen in speziell gestalteten Gebäuden versammeln, um dort gemeinsam den Gottesdienst zu feiern. Aber so ein Gebäude nennt man natürlich nicht „ungestraft" ein „Gotteshaus". So blühen eben die Mißverständnisse. Denn wenn im Bürgerhaus die Bürger wohnen, dann wird ja wohl auch im Gotteshaus der „liebe Gott" wohnen.Eigentlich sollten es Christen besser wissen. Schon der biblische König Salomo wußte, daß man Gottnicht wie in einem Vogelkäfig halten kann. Und Salomo baute immerhin einen prächtigen
Seit knapp mehr als einem Jahr ist der Meister nächtlich am Werk. Sein Name, populär und bieder deutsch wie Maier und Mül ler, prädestiniert ihn geradezu zum Publikumsliebling.Und eine teutonische Kollegin konnte anläßlich des Kulturjahresrückblicks 1996 nicht umhin, Herrn Schmidt als den Charismätiker unter den Moderatoren zu bezeichnen. Verblüfft?Doch der irltellektuell-religiöse Standesdünkel weicht alsbald der Toleranz der Einschaltzifferngesellschaft - definiert doch Meyers Konversationslexikon „Charisma" so: „die besondere Eigenschaft, die Personen aufgrund geglaubter
Heute bin ich blau; blau wie der Himmel, das Meer, Kühle und Eis; wie ein Veilchen, Weintrauben und Wasser; wie ein Blaukehlchen, ein Blaustrumpf, ein Blaubart. Heute bin ich blau - wie eine Heidelbeere, eine Zwetschke, eine Kornblume.Heute bin ich blau. Ich habe blaue Wangen, blaue Augen, blaue Lippen* Ich habe einen blauen Bart, blaue Hände, blaues Haar. Mein Leib ist voller blauer Flecken. Ich sehe alles blau. Meine Seele brennt wie Feuer in einem Eisberg. Blau ist die Treue, die Sehnsucht, die Melancholie. Blau ist die Phantasie, die Zärtlichkeit, das Unbewußte. Blau ist die Blume der
Schweißgeruch - das ist heutzutage etwas ganz Arges. Wer schwitzt, stinkt, und noch dazu nach Schweiß. Und den Schweiß einfach abzuwischen? Nein, so etwas konnte sich vielleicht die heilige Veronika erlauben und sich dabei noch malen lassen. So etwas konnten sich im 20. Jahrhundert noch Louis Armstrong und Ella Fitzgerald erlauben. Aber alle anderen haben gefälligst nicht zu schwitzen, wenn sie etwas gelten wollen. Wer schwitzt, kriegt Flecken im Ballkleid. Wer schwitzt, verliert politische Fernsehkonfrontationen. Wer schwitzt, ist schwach. Wer schwitzt, ist nur ein Mensch. Was ist das
Im Salzkammergut da kamma gut lustig sein ... aber nicht nur das. In dieser Jahreszeit haben Seen und Wälder ein adventlich Kleid angelegt und laden zwingend zur Besinnlichkeit ein. Also kurzfristig durch unverdaute Metaphysik beschwipst geht der Adventgeist über die Ischler Esplanade - und ehe er sich's versieht, stehen Erinnerungen an den letzten Kursommer auf. In der Kaiservilla wird die Ausstellung „Saturnia a Bad Ischl - Landschaften und Baudenkmäler aus der Toskana” eröffnet. Zuerst streiten die Honoratioren, wer die Eröffnungsrede halten soll. Dann geruht der rote
Beichte - endlich ist Schluß mit dieser frommen Geheimnistuerei. Die moderne Beichte ist längst ins strahlende Licht einer erwartungsvollen Öffentlichkeit getreten.Nein, keine erzwungene Selbstbezichtigung unseligen Gedenkens. Längst passiert alles freiwillig. Es geht um die Schickirmicki-Version der Beichte, wie sie seit einiger Zeit von gewissen Leuten in Kunst und Kultur, in der Innenpolitik und in den Medien praktiziert wird.Was da geschieht, kann man natürlich nicht mehr mit einem so altmodischen Wort wie „beichten” bezeichnen. Die fesche Erfolgsgeneration beichtet nicht, sie
Osterreich feiert 1996sein Millennium. Und auch Österreichs Protestanten beteiligen sich an dieser „feierlichen Bilanz”, haben sie doch mehr als die Hälfte dieses Zeitraums aktiv mitgestaltet. So dient gerade in diesem Jubiläumsjahr die Arbeit der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung in Österreich einer Art Therapie der Heimat.Österreichs Protestanten helfen Österreich bei der Aufarbeitung eines Teils seiner vergessenen, unterschätzten, verdrängten beziehungs-weise unbewältigten nationalen Vergangenheit. Evangelischer Wunschtraum wäre dabei in aller Unbe-scheidenheit, daß
Es war eine gute Idee, einen neuen Kunst- und Kulturpreis „Marlene” zu benennen und ihn Leuten wir Marcel Marceau und Andre Heller zu verleihen. Einen deutschen Kulturpreis nach Marlene Dietrich zu nennen war wohl begründet Erinnerungen von der Lola in „Der blaue Engel” über „Shanghai-Express” bis zur „Zeugin der Anklage” tauchen auf. Das deutsche Fernsehen hat die Berliner und Berlinerinnen gefragt, ob sie sich darüber freuen würden, daß Berlin jetzt auch noch eine „Marlene-Dietrich-Straße” bekäme? Die Antwort aus des Volkes Mund war klar und deutlich: Nein! Es
In demokratisch strukturierten -auf evangelisch nennt man das „presbyterial-synodal” - Kirchen tagen einmal im Jahr die Synoden, die gesetzgebenden Kirchenparlamente und im umfassenden Sinn zugleich die eigentlichen Kirchenleitungen. Die evangelischen Synoden sind frei und autonom. Was im evangelischen Österreich zu geschehen hat, beschließen die österreichischen Protestanten selber. Es sind übrigens drei Synoden, die von 13. bis 18. Oktober 1996 tagen: Sowohl die Evangelische Kirche A.B. wie die Evangelische Kirche H.B. haben eine eigeneSynode - und dann kommt man zur Behandlung
Ich werde rot. Rot wie Blut, Feuer und Glut - und die Bose. Bot wie ein Sonnenuntergang, ein Ziegeldach, ein Lippenstift. Rot wie ein Blitz, eine Verkehrsampel, die roten Brigaden.Ich werde rot. Rot wie eine Kirsche, eine Himbeere, ein Apfel. Rot wie eine rote Fahne, ein roter Stern, das Rote Kreuz.Rot wie Rotwein, ein Rotstift und Rotkäppchen.Heute bin ich rot. Ich habe rote Wangen, rote Augen, rote Lippen. Ich habe rote Ohren, eine rote Nase, rotes Haar. Meine Füße sind rot angelaufen, ich sehe rot, meine Seele brennt wie Feuer.Rot ist die Liebe, alles Leibliche, und Irdische, die Mutter.
Sätze, die mit „So nimm du doch ein Beispiel an..." anfangpn. gehen schon Kindern auj die: Nerven. Und erst recht den Erwachsenen.Denn wer mag schon bliese edlen Beispielgestalten, die ejtfem dauernd von sadistischen Etljjkern unter die Nase gerieben wgfäen.Zum Unterschied vom später eher nicht originellen Christentum hat Jesus seinen Zuhörern keine „braven" Vorbilder angeboten.Die Vorbilder, die der Gottessohn genannt hat, waren für die Leute eher abschreckende Beispiele. „Nehmen Sie sich doch ein Beispiel an Huren und korrupten Zollbeamten!" "pd wer - um
Nach langer Zeit wieder ein mal zu beten, das ist so, als -L 1 würden Verwandte, die jahrzehntelang zerstritten waren, in bester Absicht ein Versöhnungsmeeting planen.Die merken sehr rasch, daß der gute Wille allein zu wenig ist. Man muß scheint's neu sprechen lernen miteinander. Allerdings nicht im Sinn einer gewissen Höflichkeit - so, als sollte der Knigge ein neues Kapitel bekommen: „Über den Umgang mit Gott" - sondern, worum es geht, das ist die Wiederentdeckung der Ehrlichkeit.Das ist ja überhaupt das Kennzeichen eines Gebetes. Eine Ehrlichkeit, die zwangsläufig in der
N- ach den Ermittlungen des Gallup-Institutes geben 98 Prozent der US-Bürger an, daß sie beten. Aber nur ein Zehntel der Betenden geht zu diesem Zweck in eine Kirche, Synagoge oder Moschee. Denn der bevorzugte Gebetsort ist das Bett, die bevorzugte Gebetszeit ist „vor dem Einschlafen".Vergeblich blättert man in einschlägigen Büchern, um herauszubekommen, wieso gerade das Bett zu einem Gebetsort, vielleicht sogar zu einer Art Hauskapelle geworden ist.Die Tradition des Betens kennt ganz andere Orte. Die früheMenschheit hat unter freiem Himmel gebetet: auf den Bergen, in heiligen
Am Anfang hatte Gott das Licht erschaffen. Und das Licht war noch immer gut. Und Gott sah, was alles kaputt war im Himmel und auf Erden.Und am zweiten Tag gab Gott dem Himmel seine Schönheit zurück. Er ließ alle giftigen Gase verschwinden, sodaß die Menschenkinder wieder atmen konnten.Das Ozon nahm er vom Erdboden weg und baute hoch oben eine neue Ozonschicht auf. Und die Kinder konnten wieder im Sonnenschein spielen. Und Gott sah, daß es gut war. Am dritten Tag beendete Gott dasWaldsterben und reparierte den Regenwald in Südamerika. Und Gott sah, daß es gut war.Am vierten Tag schaltete
Die Bibel erzählt, daß der Satan König David gereizt hätte, das Volk zählen zu lassen. „Aber Gott gefiel diese Sache nicht, und er bestrafte Israel.”Daß eine Volkszählung eine Teufelei ist, war in biblischen Zeiten selbstverständlich. Sie bestand für die Zeitgenossen darin, daß sich hier ein Herrscher ein Wissen über seine Mitmenschen verschafft, das ihm gar nicht zusteht. Der König wollte sich Informationen verschaffen, die nur Gott zustehen.Wer alles über seine Bürger wissen will, maßt sich ein „göttlichesBecht” an. Denn nur Gott allein ist dazu fähig, mit seiner
Da der Teufel bekanntlich gern vernünftig argumentiert, hat er Jesus - jedenfalls nach dem Matthäusevangelium - empfohlen, aus Steinen Brot zu machen. So könnte er nicht nur mit einem Schlag den Hunger in der Welt stillen und schließlich: satte Menschen würden wahrscheinlich auch seiner Predigt aufmerksamer zuhören. Heutzutage formuliert es Kollege Teufel so: „Zuerst das Brot - zuerst müssen wir die existentiellen Grundbedürfnisse befriedigen. Entwicklungshilfe - ja! Entwicklungspolitik - nein!” Die klassische Antwort Jesu Christi war verblüffend genug: „Nicht vom Brot allein
Es gibt biblische Bücher, deren Autor unbekannt ist. Gerade deshalb ist es seit alters her eine reizvolle Aufgabe für Exegeten, aus dem vorliegenden Text eine grundsätzliche Beschreibung des unbekannten Autors zu erarbeiten.Dieses unschuldige Vergnügen will offensichtlich auch ein gewisses Kleinformat seinen Sonntagslesern bieten. Hier schreibt schon seit Jahren ein „Christianus” „50 Zeilen mit Gott”. Aber wer ist dieser Herr „Christianus”? An seiner reaktionärrömisch-katholischen Einstellung dürfte wohl kein Zweifel bestehen.Auch daß es sich um einen Mann handelt, dürfte
Mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit sind um das Jahr 65 n. Chr. einige Männer in Jerusalem zusammengekommen. Die Stimmung ist sehr erregt. Der Grund - sie haben die Briefe des Apostels Paulus gelesen und sind wütend.Eine hoch emotionale christologi-sche Debatte bringt die frommen Gemüter zum Glühen: „Wie dieser Spätberufene, dieser Paulus, der sich Apostel schimpft, wie der von Jesus redet, da ist von unserem Jesus fast nichts mehr übriggeblieben.” „Wieso, das Wesentliche hat er doch: Geburt - Leben - Kreuzestod - Auferstehung.” „Ja, aber er macht ein Gespenst mit
Da hat doch tatsächlich schon vor langer Zeit so ein wilder alttestamentlicher Prophet gesagt: „Ich hasse, ja ich verschmähe eure Feste. Ich kann eure Feiertage nicht riechen.” Wenn ein „heutiger Mensch” nicht wüßte, daß dieser Arnos vorgibt, im Namen Gottes zu sprechen, so könnte er ihn glatt für den Ahnherrn aller Sprecher der Industriellenvereinigung halten.Doch die Perspektiven der Wirtschaft, also was so ein Feiertag kostet, waren einem Arnos natürlich egal. Ihn hat an der frommen Feierei die Verlogenheit und der Selbstbetrug gestört: „Kerzlschluckerin-nen” und
In der Bibel kann man nachlesen, was Gott zu Adam gesagt hat, bevor er ihn zusammen mit seiner Frau Eva aus dem Paradies hinausgeworfen hat: „Wegen dir ist der Acker verflucht. Dein ganzes Leben lang wirst du dich nur mit viel Mühe und Plage von ihm ernähren. Dornen und Disteln wird er dir tragen. Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen."Wen wundert es da, daß beim oberflächlichen Lesen dieser Bibelstelle der Eindruck entstanden ist, die Arbeit sei eine Strafe. Gott hättedie Arbeit erfunden, um die Menschen für ihre Sünden zu bestrafen. Wer jedoch genau liest,
Dem „Atom-Gott" sei Dank -endlich ist mit alien Hysteri-en rund um die Tschernobyl-folgen aufgeraumt worden. Wien darf stolz sein, daB die internationale Konferenz, die die „radioaktiven Angste" als unbegriindet entlarvt hat, in seinen Mauern stattgefunden hat. Und wenn sich's der Herr Bur-germeister gefallen lieBe, dann wurden ihm die Strahlomanen gem ein Casiumfederl an den Hut stecken.Gefahren muB man in erster Li-nie niichtern betrachten. Nur unge-bildete Leute verlieren gleich wegen ein bissel Gau die Nerven. Man muBdie Leute nur auf den Gau, „der praktisch gar nicht
Der Gründonnerstag erinnert daran, daß Brot und Wein das Leben Jesu Christi begleitet haben. Mit Brot und Wein hat er versucht, den Menschen zu zeigen, wer er eigentlich ist.Eine teuflische Stimme stellt ihn auf die Probe und sagt: „Bist du Gottes Sohn, so gebiete, daß diese Steine Brot werden." Doch Jesus spürt, sein Weg könnte zu Ende sein, bevor er überhaupt noch angefangen hat und antwortet: „Der Mensch lebt nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt."Sein erstes Auftreten war bei einer Hochzeit. Er ist dort nicht weiter aufgefallen.
Kirchen, deren geistliches Leben durch ein Kirchenjahr bestimmt ist, befinden sich derzeit in der Fasten- oder Passionszeit. Diese Zeit ist durch eine besondere Bereitschaft zur Buße bestimmt. Also Menschen sind dazu bereit, eine Bilanz über ihr bisheriges Leben zu ziehen, Ziel und Inhalt ihres Lebens kritisch zu überprüfen — und zwar im großen wie im kleinen. Wer in dieser Einstellung zu sich selbst kommt, erlebt erfahrungsgemäß eine Differenz. Nicht irgendeine Differenz, sondern eine grundlegende Differenz: wie einer sein sollte, und wie er tatsächlich ist. Eine Frucht der Buße
Österreichs Millenniumsfeiern scheinen so etwas wie einen Selbstbesinnungsprozeß bei den beiden evangelischen Kirchen ausgelöst zu haben. Die theologischen Opinionleader begreifen allmählich, daß der gute alte Protestantismus wohl im postökumenischen Zeitalter in seinem fast zwangsneurotisch anmutenden Freundlichkeitsritual zu ersticken droht. So besinnt man sich wieder auf die ketzerische Vergangenheit. Und das ist in einem Jahr, in dem sich die lutherische Christenheit „jubiläend" bewußt macht, daß Luther tot ist, umso erfreulicher. Doch die derzeit laufende „51.
Das Alte Testament berichtet von einer Zeit, wo das Fasten einfach eine selbstverständliche Form von Frömmigkeit war. Aber schon in alter Zeit hat sich herausgestellt: Kaum fasten die Leute, schon wollen sie dafür oder davon etwas haben - oder wenigstens gelobt werden.Der Prophet Jesaja - und nicht nur er — hat diese letztlich berechnende Form von Frömmigkeit scharf kritisiert. Denn diese komischen Frommen schrecken nicht davor zurück, zu Gott zu sagen: „Warum fasten wir eigentlich, wenn du,Gott, es gar nicht bemerkst?" Warum sollen wir auf etwas verzichten, wenn wir dann gar
In alten und reaktionären Zeiten konnte man sich wenigstens darauf verlassen, daß unter denen, die am Sturz des bestehenden Systems arbeiten, ein paar mutige und helle Köpfe sind. Früher einmal haben Widerstandskämpfer zu den besten Analysierern der bestehenden Machtverhältnisse gehört.Diese Zeiten sind offensichtlich vorbei. Das dürftige Ergebnis des Kirchenvolks-Begehrens hat einige seiner Betreiber einer verblüffenden Idee anheimfallen lassen. Andere römisch-katholische Kirchenmitglieder mögen Revolution machen, du, glückliche, widerständige katholische Gruppe delegiere. Warum
Eines Tages bekam Bischof May, der zweite Bischof der evangelisch-lutherischen Kir- . che in Österreich, einen Anruf. Er sollte einen Patienten in der geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses besuchen. Da der Bischof den Mann aus früherer Zeit kannte, kam er dieser Bitte gern nach.Lange sprachen die beiden miteinander. Der Bischof hat sich richtig verplaudert. Schleunigst nahm er Abschied, doch er konnte das Krankenzimmer nicht verlassen. Türen in einer geschlossenen Abteilung haben bekanntlich keine Klinken - und vom Pflegepersonal war weit und breit niemand zu sehen.In
Die Diagnose wird ununterbrochen gestellt und hat sich allmählich herumgesprochen: Der Lebensstil der Österreicher ist zu aufwendig. Aufwendig vor allem deshalb, weil sich die lieben Landsleute daran gewöhnt haben, Quantität statt Qualität zü bevorzugen. Dahinter steht eine nicht erlahmende Gier, eine grundsätzliche Unersättlichkeit, ein beharrliches „Nicht -genugkriegenkönnen".Ebenso sollte aber längst klar geworden sein, daß an dieser I^ebens-einstellung alle Appelle zerschellen, vor allem die mehr oder weniger naiven Appelle zur Bescheidenheit und zum Verzicht. Und darum
Von alters her ist es üblich, die Weihnachtsgeschichte als ein Obdachlosenschicksal zu erzählen: als Los einer Familie, die wegen der Borniertheit der Finanzämter ausgerechnet zu Weihnachten nach Bethlehem reisen muß. Und in Bethlehem klopfen Josef und Maria, die Eltern des Christkinds, vergeblich an die Türen der saturierten Bürger.Ich verstehe ja gut die guten Absichten meiner Pfarrerkollegen, die das Obdachlosenschicksal der heiligen Familie in düstersten Farben malen. Ich verstehe auch, daß viele Dichter aus dem Bitual des Fremdenhasses lieber das poetische und gereimte
Daß jemand Parteigänger, Freunde sucht, das ist schon seit 2000 Jahren so. Aber wie gewinnt man Mitglieder für die eigene Partei?Soll man den zukünftigen Mitgliedern gleich die ganze Wahrheit sagen, das ganze Parteiprogramm? Es könnte ja sein, daß man damit die Leute vor den Kopf stößt.Und - was die Außenstrategie betrifft - wie spricht man von den Gegnern? Ehrlich, fair, zynisch oder nur in hinterhältigen Anspielungen. Vitale „Menschenfischer" schmücken ihre Gegner gern mit Kraftausdrücken.Die öffentliche Tätigkeit Jesu Christi wird man zwar nicht so ohne weiteres als
Wenn Menschen einander beschimpfen oder wenn sie zärtlich miteinander reden, dann verwenden sie gern Tiernamen. Das war schon so, bevor sich der ländliche Proletarier David vorstellen konnte, König in Israel zu werden. „Mein Täubchen, „meine Gazelle", „mein Rehlein" - das ist genauso gut biblisch belegt wie „du Hund", „du Wolf", „du Fuchs", „du Esel" und „du Schlange".Könnte man sich vorstellen, daß das umgekehrt auch so passiert? Nämlich, daß Tiere Menschenworte verwenden. Vielleicht sagt dann der Friedenstäuberich zum
Es ist nicht einmal sicher, ob diese Geschichte überhaupt passiert ist. Wahrscheinlich ist sie nur ein typisches Beispiel dafür, daß sich um bedeutende Gestalten der Geschichte eine Reihe von Legenden ranken wie zum Beispiel vom „Thesenanschlag am Portal der Schloßkirche zu Wittenberg”.Und von Luther und dem Häschen weiß die Legende zu erzählen: Luther war bereits auf der Wartburg. Eines Tages lädt ihn sein Landesherr zur Jagd ein. Und wie sie da schön getarnt im Unterholz lauern und auf vorbeiziehendes Wild warten, das man erlegen kann, da raschelt es auf einmal neben Luther. Es
Mit Erstaunen muß der Berichterstatter feststellen, daß . das „Apostelkonzil” zu Jerusalem a. D. 43 noch immer nicht als „synodaler Vorgang” anerkannt wird, obwohl es doch seine Tagesordnung mit synodalen Arbeitsmethoden behandelt und erledigt hat.Schon am ersten Tag gab es eine große Überraschung, als ein Antrag des Rechts- und Verfassungsausschusses (RVA), auf Schaffung rigoroser Eintrittsbestimmungen in die Kirche, abgelehnt wurde. Der Vorsitzende des Ausschusses, Jakobus, ein Delegierter aus Jerusalem, entwarf ein geradezu apokalyptisches Szenario, falls die Delegierten der
Alte Damen haben meist etwas Rührendes an sich, wenn sie mit leuchtenden Augen von ihrer Jugend erzählen. Ein Schuß Nostalgie macht ja das Altwerden erträglicher. Doch Altwerden ist gerade für eine Kirche nichts Natürliches, für eine evangelische schon gar nicht. Gerade sie, eine explodierende Knospe der „Allgemeinen Kirche” im 16. Jahrhundert, meinte ja, alles Greisenhafte der mittelalterlichen Kirche losgeworden zu sein.Allein Christus, allein die Gnade, allein die Bibel, allein durch Glauben - das schien die erlahmende Dynamik zu garantieren. Ihre führenden Geister haben diese
Die Österreicher mögen ihre Propheten und Prediger nicht. Sie hören ihnen zwar gerne zu, aber sie tun nicht, was ihnen ihre „Lehrer” sagen.So ist es auch im vorigen Jahrhundert dem Wiener Prediger und Satiriker Johann Nestroy ergangen. Die Leute haben herzlich gelacht, wenn er ihnen auf der Bühne gezeigt hat, wie blöd Eltern sein können:„Die Mutter: Der Bub kann nimmer schaun vor Schlaf und rennt mir bis auf d'Gassen nach.Hansi: Weil ich mich vor die G'spenster furcht.Die Mutter: Du sollst schon lang im Bett liegen.Hansi: Wie ich im Bett lieg', kommen die G'spenster.Die Mutter:
Im Grunde genommen haben alle christlichen Kirchen viel für die Durchsetzung der Menschenrechte getan. Gerade heute stehen die Kirchen wieder ganz vorne, wenn es darum geht, diese Menschenrechte auch zu verwirklichen. Kirchen kämpfen gegen Bassendiskriminierung, Fremdenhaß, die Ausbeutung der Dritten Welt, Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit, Atom-und Müllgefahren. Die Menschheit schuldet den Kirchen sicher Dank.Aber haben die Kirchen eigentlich schon alle diese Menschenrechte in ihrem eigenen Bereich verwirklicht?Man könnte doch glauben: Wer weltweit so vehement für die Menschenrechte
Ungeheure Geschichten werden in den biblischen Büchern erzählt. Und ein Großteil dieser Geschichten wird schon seit mehr als 2000 Jahren mit einer gewissen Beharrlichkeit konsumiert. Haben diese Geschichten eigentlich irgendetwas verändert oder ist doch alles beim unmenschlich Alten geblieben? Da betrachtet ein superfrommer Mann einen Kruzifixus. „Das hat er für mich getan!” sagt er in einem Tonfall, den er für demütig, bescheiden und dankbar hält. Und dieser Herr weiß natürlich auch, wo die Kreuzigungsgeschichte in der Bibel steht. Und „frohgemut” geht er seines Weges. Hat
In manchen Familien geht es zu wie im Märchen von Rumpelstilzchen. Die Väter geben mit den Kindern an und schwindeln oft, daß sich die Balken biegen.„Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen!” Und das sagt der dumme Vater im Märchen ausgerechnet einem habgierigen König. Und der König will natürlich sofort eine Kostprobe des Goldmädchens haben. Leider hat das Mädchen nicht gesagt: „Geh Papa, erzähl doch kan Schmäh!” Oder zumKönig: „Majestät, ich kann ja gar nicht Stroh zu Gold spinnen. Mein Papa hat Sie angeschwindelt.” Die Kinder sind eben viel zu brav.Ja
Seit Jahrtausenden wird der Beruf des Priesters, des Bischofs, gern mit dem Beruf des Hirten verglichen. Und da dieser Vergleich uralt ist und kaum noch irgendwo ein echter Hirt im ursprünglichen Sinn zu sehen ist, denken die meisten Menschen, wenn sie „Hirt” hören, gleich an Pfarrer und Bischöfe.Daß die geistliche Tätigkeit von Männern - in den evangelischen Kirchen auch von Frauen - „Hirtenamt” („Hirtinnenamt”) genannt wird, regt niemanden mehr auf. Dabei ist „Hirt” ein sehr anstößiges Bild für einen Geistlichen. Man brauchtnur das Wort durch „Cowboy” zu
Man heißt weder zufällig „Christo” noch verhüllt man . folgenlos ein Gebäude wie den Berliner Beichstag. Herr Christo hat quasi die Verhüllung ideologisch und politisch - und damit wohl auch religiös - wieder gesellschaftsfähig gemacht: Der verhüllte Beichstag oder ein Paradigmenwechsel auf dem Sektor medialer Vermittlung „dieser unserer Wirklichkeit”.Schon Nestroy wußte, daß die „Träume von Schale und Kern” der Bealität weichen müssen, wenn das Objekt „abgeschält” wird, wenn man die Wirklichkeit ihrer schützendenHülle beraubt: Unverhüllt kannst du nicht lügen
Man könnte fast glauben, der ewige Schrei nach Entrüm-. pelung kommt aus den Kehlen calvinistischer Puritaner. Man könnte fast glauben, es sei die barocke Fülle an der Misere des österreichischen Bildungswesens schuld am drohenden „Pinsch” für zirka 50.000 Schülerinnen und Schüler. Man könnte fast glauben, die Rettung der Schule würde in einer Art Darbietungsaskese liegen.Man müßte also - wie einige Zyniker meinen - den Lehrstoff so stark zusammenstreichen, daß ihn dann sogar der Blödeste schafft. Gegen diese weitverbreitete Entrümpelungsideologie läßt die Kritik des
Wenn Christen in ihrer Kirche zum Gottesdienst zusammengekommen sind, um hier Gott zu dienen, dann kritisieren sie manchmal - mit etwas Angst oder Selbstgerechtigkeit - diese christlichen „Eintagsfliegen”: die die Kirche nur brauchen zu Taufe, Trauung und Begräbnis. Diese Leute haben kaum eine gute Nachrede.Ich mag diese Leute, deren christlicher Besitz oft nur aus drei Scheinen besteht: dem Tauf-, Trau- und Totenschein. Ich mag diese „Christen-Leute”, die nur dabei sind, wenn sie es für unbedingt nötig halten.Mir gefällt die „schöne” Taufe: mit all der Aufregung und dem
Olmütz war seit den Zeiten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie durch seinen Quargel berühmt. Seit kurzem feiert allerdings ein Mann „fröhliche Urständ'”, dessen Gebeine im Dom zu Olmütz ruhen und der bereits 1860 selig gesprochen worden ist. Es handelt sich dabei um Jan Sarkander, einen Mann, den sogar die Lexika vergessen haben.Ein der Diözese St. Pölten nahestehendes Kleinformat hat Jan Sarkander seinem Leserpublikum als einen „von den Protestanten 1620 inOlmütz hingerichteten fanatischen Gegenreformator” vorgestellt. Johannes Paul IL, also der Papst, hat Jan Sarkander
Kirchliche Optimisten haben den Beitritt der Römisch-katholischen als Vollmitglied in den „Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich” (ÖRKÖ) als das große ökumenische Ereignis des Jahrzehnts gefeiert. Kirchliche Pessimisten hatten eher den Eindruck, daß dieser Beitritt aus einem Tiefpunkt der offiziellen ökumenischen Beziehungen erfolgt ist.Die Ereignisse der letzten Zeit haben die Pessimisten bestätigt. So sollte der päpstliche Nuntius Donata Sqicciarini und der lutherische Bischof Dieter Knall - im Sinn der Vergangenheitsbewältigung ihrer Kirchen - bei den Befreiungsfeiern
Zusammen mit der ihm am Vortag angetrauten Eva Braun beging der „Führer” und Beichskanzler Adolf Hitler am 30. April 1945 im Bunker der Berliner Reichskanzlei Selbstmord. Die Leichen wurden sofort verbrannt. Als Hitlers Selbstmord in der Schweiz bekannt wurde, haben viele Reformierte - in Osterreich heißt das „evang. H. B.” - den nachfolgenden Text aus dem Alten Testament, Jesaja 14, kommentarlos von den Kirchenkanzeln verlesen.„Wie still ist der Gewaltherrscher geworden, wie ruhig ist er jetzt, der Stürmer. Gott hat den Stock des Frevlers zerbrochen, den Stecken des Tyrannen, der
Auch die Calvinisten bekennen Jesus Christus als den „Gekreuzigten” und sägen mit dem Apostel Paulus: „Die Rede vom Kreuz ist ein Unsinn für die, die verloren gehen; für uns aber, die wir selig werden, ist sie eine Gotteskraft.”Aber in den evangelischen Kirchen der calvinistischen Tradition wird man vergeblich ein Kreuz suchen, denn das Bilderverbot, das 2. Gebot also, verbietet es. Damit wird zugleich verhindert, daß das Kreuz zum Einrichtungsgegenstand oder zum Schmuckstück verharmlost wird. Ein Kreuz um den Hals zu tragen, das ist so, als würde jemandeine kleine goldene
In unserer Zeit ergeht ein fürchterliches „Jüngstes Gericht” über die Dinge. Was kaputt ist, wird weggeschmissen. Ja, die Produktion selbst ist längst vom „Geist” der Morbidität geprägt, produziert sie doch bewußt zum Wegwerfen: vom Wegwerffeuerzeug bis zu den Wegwerfmöbeln - alles ist zukünftiger Müll. Und ohne Müllabfuhr kein Leben!Kaputte Sachen reparieren, nein - viel zu teuer. Alles ist ersetzbar lehrt der - demnächst für die Schulbuchaktion vorgesehene - Katechismus der „fröhlichen Wegwerfgesellschaft” .Das ist Erfindergeist: von derWegwerfwindel bis zum
Das Gleichnis vom schwarzen Schaf ist unersetzlich, ist es doch zum unentbehrlichen Argument in der österreichischen Innenpolitik geworden. Jede Gruppe in unserem Land, die angegriffen wird, der man irgend etwas vorwirft, verteidigt sich erwartungsgemäß in diesem Gleichnis. Ein (= 1) „schwarzes Schaf” zuzugeben, ist ein fesches, ein entlastendes Geständnis.Da erfährt die Öffentlichkeit etwas davon, daß Pflegeheiminsassinnen menschenunwürdig behandelt werden. Und flugs meldet sich die oberste Leitung dieses Bereiches in einer „aktuellen” Sendung des ORF und stellt fest: No
Wien ist schon immer berühmt für seine Maskenbälle und Maskenfeste gewesen. Fasching - oder die Maske bringt es an den Tag: Das wahre oder das geborgte Ich. Und in jede Maske kann man beziehungsweise frau schlüpfen - von den Bettlern bis zu den Mafiosi, von den alten Bömern bis zu den neuen Grafen.Nur eines war im - auch religiös prüden - 19, Jahrhundert streng verboten: alle geistlichen Gewänder, also die Tracht von Nonnen, Mönchen und Pfarrern aller Konfessionen.Da hörte sich der Spaß auf, wie in den „Wiener Spaziergängen” vonDaniel Spitzer nachzulesen ist. Undenkbar - ein
Wer den Anblick eine Kindes gewohnt ist, das frustriert auf einem Berg von Spielsachen sitzt, kann sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, daß die Geschäfte leer sind und man gar kein Spielzeug kaufen kann.Womit haben die Kinder nach 1945 eigentlich gespielt? Damals haben viele Eltern und Kinder entdeckt, daß man sich auch selber Spielsachen basteln kann.Was für schöne Sachen kann man aus leeren Konservendosen machen. Schiefertafeln gab es keine, aber man konnte mit Kreide auf dem Kasten schreiben. Puppen und Puppenkleider konnte man zeichnen und ausschneiden. Baukästen gab's keine,
Der Schnupfen bringt es an den Tag. Oder noch sprichwörtlicher formuliert: Sage mir, wie du Schnupfen hast, und ich sage dir, wer du bist! Schnupfen - oder wie sich der Mensch verändern kann.Die Nase rinnt und rinnt - wo nur die viele Flüssigkeit herkommt? Die Augen sind gerötet und verschwollen, die Ohren verstopft, der Hals brennt wie Feuer; dazu ein scheußlicher Beizhusten. Man ist schon ganz erschöpft vom Niesen. Wer hätte gedacht, daß einem vor einem selber grausen kann.Was tun gegen diese heimtückische Krankheit, die angeblich mit Behandlung 14 Tage und ohne Behandlung zwei
Ein Kleid gefällig, etwas Passendes zum Anziehen, etwas, womit man sich zeigen kann. Denn die Zeiten des Paradieses sind vorbei, nackt allein genügt nicht mehr.Warum? Nein, nicht aus „G'scha-migkeit”. Man sehe sich ein paar Stunden lang Nackerte an. Nichts ist trauriger als eine Anhäufung von Bäuchen, Hintern und Krampfadern. Da spürt man direkt den Schrei nach Gewand, nach Kultur.Ein Feigenblatt gefällig? Oder etwas Solides? Ein Fellschurz aus der göttlichen Manufaktur, für Adam und Eva, daß sie nicht frieren jenseits von Eden. Was für ein Fort-schritt, vom Fellschurz zum
Unbeleckt von theologischer Sachkenntnis und mit der Inbrunst eines „Aufklärichts”, den das „liberale Forum” gesponsert haben könnte, hat das Linzer „market”-Institut durch „seine” Fragen das Glaubensbekenntnis der Österreicher erhoben.Erster Artikel: Heilige Banalitäten: Ich glaube, daß es ohne Sitte und Ordnung kein gutes menschliches Zusammenleben gibt. Ich glaube, daß der Mensch ein Gewissen hat, daß ihm sagt, was gut und böse ist; daß es die Aufgabe der Menschheit ist, den Nachkommen eine „heile” Welt zu hinterlassen; daß Gutes zu tun ein Wert an sich ist,
Menschen scheinen ein angeborenes Bedürfnis nach Anbetung zu haben; ein Verlangen danach, endlich jemand Anbetungswürdigen zu finden, zu dem man sagen kann: Du bist schön, du bist herrlich und einzigartig. Ich erwarte alles von dir.Dieses Bedürfnis nach Anbetung begleitet einen ein Leben lang. Es läßt sich nicht unterdrücken, nicht verdrängen. Hier hat jeder Mensch seine schönsten und schrecklichsten Erlebnisse. Denn unvermeidbar kommt die Ernüchterung, die Enttäuschung. Der Gegenstand der Anhetung ward als nicht als anbetungswürdig erwiesen hat.Doch allen Wunden zum Trotz - die
Nicht mehr warten. Das längst als richtig Erkannte endlich tun.Endlich sagen:Das ist keine Politik für mich.Das ist keine Weltanschauung für mich.Das ist kein Glaube für mich.Das ist kein Beruf für mich.Das ist kein Leben für mich.Nicht mehr waren.Andere nicht mehr vertrösten.Endlich sagen:Ich werde dich besuchen.Ich werde mit dir reden.Ich werde etwas für dich tun.Ich werde lernen, dich zu verstehen. Nicht mehr warten.Wissen, es gibt ein „zu spät“.Nicht mehr verschieben.Den Krankenbesuch - und dann ist der längst gesund.Das Gespräch mit dem Kind - und dann ist es schon
Beim Wort genommen“ wurde jüngst Gerhard Bronner, Altmeister des heimischen Kabaretts, in einer Fernsehsendung der noch nicht von Herrn Krenn kontrollierten Abteilung Religion. Wie er es denn mit der Religion hielte, wurde Bronner die berühmte „Gretchenfrage“ gestellt. Bronners Antworten wiesen ihn als einen Mann aus, der fest in der religionskritischen beziehungsweise religiösen Tradition des Abendlandes steht. Er versteht sich als einen „orthodoxen Atheisten“, also als einen strenggläubigen Menschen, der sich vorgenommen hat, sich das, was er glauben möchte, auf keinen Fall
Hier sitzt der Doktor Luther, umgeben von seiner Familie, den Freunden und Mitarbeitern, Schülern und Studenten, und - nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wenn es um Gott und die Welt, Christus und die Sünder, um Krieg und Frieden, Verdammnis oder ewiges Leben geht. Unermüdlich antwortet er auf alle Fragen, nichts erscheint ihm uninteressant: Saufen und Fressen, Leidenschaften und Verbrechen, Bischöfe und Huren, Kriegsgeschrei und liebliche Musik - alles ist wert, ein deftig Wörtlein dazu zu verlieren.Aber nicht etwa deshalb, weil Luther eben ein auch für seine Zeit bemerkenswert
Zigeunermusik ist etwas Wunderbares. Zigeunermusik gehört zum großen Reiz einer Ungarnreise alten Stils. Ja Schmarrn - wo kann man sie denn noch hören? Es war in Kecskemet, ein modernes Hotel mit einem großen Speisesaal. Nach dem Essen kommen die Zigeuner: rassige, dunkelhäutige Männer mit glühenden Augen — ganz nach Klischee, wie in einem alten Film. Und was spielen sie? „Machen wir’s den Schwalben nach“ und danach den Donauwalzer. Als die Zigeuner an unseren Tisch kommen, sage ich: „Ich will etwas schönes Trauriges hören.“ Und mein Wunsch wird erfüllt:melodiös,
Die Parteiversammlung ist tot, es lebe der Teleboxkampf. Natürlich ist die Parteiversammlung noch nicht ganz tot, aber sie hat ungefähr die Bedeutung einer Bibelstunde in einer evangelischen Großstadtgemeinde errungen. Hier werden die wirklichen Mitglieder — so etwas gibt es noch — getröstet und gestärkt. Aber zusätzliche Wählerinnen und Wähler sind, scheint’s, nur in der Femseharena zu kriegen.Während eine arglose Tageszeitung noch meinte, die Spitzenkandidaten würden ihre „Argumente austauschen“ — selbstverständlich hat jeder seine eigenen behalten - warsich die
L- Irich Zwingli / Reformator von Kirche und Gesellschaft / studierte 1498/99 und 1500 in Wien“ steht auf einer Gedenktafel zu lesen, die an der „Alten Burse“ in der Wiener Sonnenfelsgasse, neben der Jesuitenkirche, angebracht ist, und am 19. September von Wissenschaftsminister Busek im Beisein der Vertreter des Staates und der Stadt, von Wissenschaft, Kultur und der Kirchen „ihrer Bestimmung übergeben wurde“: nämlich an den großen Schweizer Reformator Zwingli zu erinnern, der mit seiner Forderung nach einer grundlegenden Reform von „Kirche und Gesellschaft“ gerade heutzutage
Lärm gehört zur urtümlichenReligion. Mit fröhlichem Lärm hat man schon in ältesten Zeiten heilbringende Götter und Göttinnen empfangen. Aber Lärm ist auch ein probates Mittel, um die bösen Geister zu vertreiben. Reste dieser Vorstellung feiern im alpinen Fremdenverkehr fröhliche Ürständ. Doch auch Österreichs diskosüchtiger Jugend wird von mißgünstigen Fachleuten eine letztlich nur mehr religiös erklärbare Lärmsüchtigkeit unterstellt. Und ein argloser Verwaltungsgerichtshof muß zur Kenntnis nehmen, daß er mit seinen verord neten 85 Dezibel das religiöse Leben der
T Tdo Jürgens, Österreichs prominenter Barde, kennt sei- nen lieben Gott. Er ist sich sicher, „der liebe Gott wäre heute längst aus seiner eigenen Kirche ausgetreten“. So können es derzeit an brandheißen News interessierte Leserinnen und Leser in einem heimischen Nachrichtenmagazin lesen.Das Unvermutete — hier wird’s Ereignis: Udo Jürgens Memoiren. Doch was ein echter Fan ist, der will nicht nur Tratsch und Klatsch, Interna einer Karriere, Lust und Familienleid lesen, nein hier wird tiefer geschürft: Udo rechnet mit „Kirche, Glaube & Religion ab“.Er wurde als
Heute bin ich grün: grün wie die Wiese, der Wald, die blühende Natur; grün wie eine Oase, ein Garten, der Regenurwald in Brasilien; grün wie ein greenhorn, ein Grünschnabel, ein Grünspecht.Heute bin ich grün: grün wie Paprika, Avokados und der Gründonnerstag; grün wie ein Gemüsegeschäft, ein Spinatwachter, der Froschkönig.Heute bin ich grün: Ich habe grüne Wangen, grüne Augen, grüne Lippen. Was nicht grün ist, sehe ich nicht mehr. Meine Seele tanzt in grünen Hainen. Grün ist die Hoffnung, die Ruhe, die Sanftmut, die Freundlichkeit. Grün ist Sehnsucht, Wachstum, üppige
War es der Traum vom Paradies, oder war er wirklich schon dort? Ein Mann war gestorben und war auf einmal in einer wunderschönen Gegend, in einem Land mit gesunden Bäumen, schönen Blumen und reinen Bächen. Der Mann hat das alles sehr genossen und ist ein bißchen spazieren gegangen. Als er müde geworden war, legte er sich in das herrliche Gras, döste vor sich hin und begann nachzudenken, einfach nur so. Und da ist ihm schrecklich langweilig geworden.„Ist da jemand?" hat er gerufen. Da ist eine weißgekleidete, freundliche Gestalt erschienen und hat ihn gefragt, ob er einen Wunsch
Jetzt ist sie wieder im Bollen, die friedliche Sommervölkerwanderung, und läßt so für kurze Zeit ein geradezu unglaubliches Völkergemisch entstehen. Man unterschätze nicht, in welch hohem Ausmaß der internationale Tourismus zum friedlichen Zusammenleben der Europäer beiträgt.Ja, und dann sitzt man irgendwo auf einem Campingplatz oder in einem Lokal in fröhlicher Bunde beisammen und trinkt einander zu. Auch hier gibt es ein internationales Stimmengewirr: Prost, Salute, Sehr zum Wohl, G'sundheit, a votre sante - und einer bringt dem anderen bei, wie „Prost" in seiner Sprache
Seit die Schmeichler in Sang und Klang sind, ist die Leichtfertigkeit eine Freundlichkeit, der Zorn ein Ernst, der Diebstahl eine Wirtschaft, die Schmeichelei eine Politik, die Unzucht eine Vertraulichkeit, der Stolz eine Mode, der Teufel ein Engel geworden.Seit die Schmeichler in Sang und Klang sind, ist die Perücke eine Zweitfrisur, die Putzfrau eine Raumpflegerin, sind die Alten Senioren, die Huren Prostituierte, ist der Arme ein Unterprivilegierter, der Judenhasser ein Antisemit, der Krieg ein bewaffneter Konflikt. Steigen die Preise im G'wölb ins ren Prinzipale eine „Preisbereinigung
Wenn die euphorische Wirtschaft einen 13. Stern auf die apostolische blaue Fahne setzt, wenn Rundespräsident und gesamte Regierung mit Champagner anstoßen, wenn unzählige Menschen' durch die Stadt tanzen, wenn der ORF am Ende seiner Reportage den nächtlich erleuchteten Heldenplatz (einen der schönsten Plätze Europas) abfährt, so darf man wohl mit Fug und Recht von einer Sternstunde für Osterreich sprechen.Die Geschichte, „die größte Dichterin und Darstellerin aller Zeiten” - so Stefan Zweig, österreichischer Experte für Stemstunden - hat es wieder einmal geschafft, die Menschen
Schon vor 2.500 Jahren, in biblischen Zeiten, ist die Götzendämmerung der Fachleute passiert. Freilich „nur” auf religiösem Gebiet. Damals gab es eine Geheimkonferenz in Jerusalem: die vorderorientalischen Vasallenstaaten wollten sich gegen das mächtige Babylon verbünden.Der Prophet Chananja, der religiöse Gutachter des Königs von Juda, macht in aller Öffentlichkeit Propaganda für dieses Bündnis. Allein sei man machtlos, aber als Bündnispartner könne man mitbestimmen, wie die Zukunft des vorderen Orients aussehen würde. Judas Identität sei dadurch in keiner Weise gefährdet,
Pfingsten ist ein Fest, das mit dem Geheimnis des Glaubens zu tun hat. Wie ist es möglich, daß aus verschreckten Aposteln auf einmal mutige Missionsprediger geworden sind? Die Begleitumstände dieser pfirigstlichen Verwandlung waren zweifellos ekstatisch. Nach dem Bericht der Apostelgeschichte haben die Jünger auf ihre Zuhörer gewirkt, als wären sie beschwipst.Viele Kirchenkritiker, auch die Reformatoren, haben oft beklagt, daß der Kirche gerade diese Ekstase und Begeisterung abhanden gekommen sei. So richtig diese Diagnose auch sein mag, sie hat auch viel Unheil gestiftet. Denn
Vom 3. bis 10. Mai 1994 findet in Wien die „4. Vollversammlung der an der Leuen-berger Konkordie beteiligten Kirchen" statt - und zwar, ein ökumenisches Zeichen, im Bildungshaus Lainz beziehungsweise in der Konzils-Gedächtniskirche.Die Leuenberger Konkordie (LK) wurde 1973 auf dem Leuenberg bei Basel erarbeitet. In der LK erklären die beteiligten Kirchen ihre „Kirchengemeinschaft", das heißt ein gemeinsames Verständnis des Evangeliums, die gegenseitige Anerkennung der Ordination sowie Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Ausdrücklich erklären die evangelischen Kirchen Europas auch,
Der „amerikanische Glaube" hat natürUch auch seine Heiligen. Eine der bekanntesten traditionellen Heihgenge-stalten ist der Tellerwäscher, der es zum Millionär gebracht hat -und zwar durch harte Arbeit, Disziplin und Sparsamkeit. Die religiöse Aura so eines „Self-made-Millionärs" ist fast so stark wie die eines Helden der Pionierzeit. Literatur und Film kennen viele Helden, die Europa als armer Bub verlassen haben, und eines Tages als „Reicher Onkel aus Amerika" wiedergekommen sind - amerikanische Heiligenlegenden.Der zum Millionär gewordene Extellerwäscher ist - genau besehen -
El Ines Tages hat Jesus zu seinen Begleitern und Begleiterinnen J gesagt: „Wenn ich Hunger habe, gebt ihr mir dann etwas zu essen?^ Und die: „Ja."„Wenn ich durstig bin, gebt ihr mir dann etwas zu trinken?" Und die: „Ja."„Wenn ich fremd hier wäre, würdet ihr mich dann in euer Haus aufnehmen?" Und die: „Na selbstverständlich."„Wenn ich nichts zum Anziehen hätte, würdet ihr mir dann Kleider schenken?" Und die: „Natürlich."„Wenn ich krank wäre, vrärdet ihr mich dann pflegen?" Und die: „Warum nicht?"„Wenn ich im Gefängnis wäre.würdet ihr mich dann besuchen kommen?"
Auch im 20. Jahrhundert entste hen neue kirchliche Feste. Eines davon ist der – seinem Selbstverständnis nach ökumenisch« – Palmdonnerstag, der heuer zum 25. Mal in der Wiener Reformierten Stadtkirche gefeiert wird. Ja sogar zu lexikalischen Ehren hat es der neue Feiertag schon gebracht, „Das BrauchBuch“ von Helga Maria Wolf informiert bereits ausführlich.Konkret geht es um den Donnerstag vor dem Palmsonntag. Ein-jeladeii wird im Bereich der christ-ichen Ökumene, grandsätzhch ist aber jede/r willkommen. Alle Gottesdienstbesucher werden auch im Namen Jesu Christi zur Teilnahme am