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Der Papst und seine „Sündenbekenntnisse”

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In fast 19 Jahren Pontifikathat Papst Johannes Paul II. 26 mal um Entschuldigung für historische Verfehlungen der römisch-katholischen Kirche und der Katholiken gebeten.

Nun ist es zweifellos als positiv anzusehen, wenn das Oberhaupt einer mittelalterlich - feudal strukturierten Kirche, sich zu „Sünden” seiner Kirche in der Vergangenheit bekennt. Selbstkritik ist menschlich und wegweisend friedensstiftend. Aber, so wird man wohl kritisch fragen müssen, ist der päpstliche Entschuldigungsakt nicht längst zu einem geschickt vorausgeplanten Ritual verkommen? Einem Ritual, das anläßlich gut vorbereiteter, spektakulärer Papstauftritte von seinen „Liturgaz-zi” verbreitet und verkündet wird.

Und auf der anderen Seite die vor Fernsehkameras „gerührten” Vertreter der historischen Opfer. Doch kann man sich für unzählige Morde „zur höheren Ehre Gottes” einfach entschuldigen? Ist eine Entschuldigung die angemessene Form, Morde zu bewältigen? Noch dazu, wenn sie von der Menge gar nicht verstanden wird, wie Kathpress anläßlich der jüngsten Entschuldigung des Papstes für die Ermordung der 13.000 Hugenotten (= evangelisch H.B.) in der Bartholomäusnacht - Papst Gregor XIII. hat die Nachricht aus Paris übrigens mit einem Tedeum gefeiert - zugibt. Und wer berechtigt eigentlich die Opfernachkömmlinge, so. verdächtig schnell zu verzeihen? Auch die calvinistischen Ungarn waren natürlich begeistert, als sich der Papst beim Denkmal jener reformierten Pfarrer entschuldigt hat, die Born zu Galeerensträflingen gemacht hatte.

Und für die Jahrtausendwende sind bereits massive Entschuldigungen an die Adresse der Juden geplant.

Gutgemeinte Entschuldigungen für Galilei, Zwangstaufen an Indios, den Sklavenhandel, das Schisma mit den Ostkirchen, den Bruch mit Luther (Zwingli und Calvin kreisen noch in der Warteschleife!) „und die schlechte Behandlung der Frauen in der Kirche” können aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich gerade dieser Papst vor den längst fälligen Konsequenzen dieser „Entschuldigungen” beharrlich drückt.

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