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Was passiert bei den Protestanten?

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Zuerst einmal gar nichts - dafür haben die beiden evangelischen Synoden gesorgt: Die Synode A.B. hat die Segnung homosexueller Paare bis zur nächsten Session 1998 verboten, und in der Synode H.B. haben sich die Pfarrerinnen und Pfarrer durch einen freiwilligen Beschluß verpflichtet, ebenfalls bis zur nächsten Session nichts Einschlägiges zu tun.

Dazu kommt, daß es den meisten Synodalen nicht gefällt, die Segnungsproblematik quasi als Dauerbrenner, auf der Synode zu haben. Entsteht doch leicht der Eindruck, daß evangelische Synoden in einer so schwierigen Zeit absolut keine anderen Sorgen mehr hätten. Hier soll allerdings aus guten Gründen daran erinnert werden, daß das Homosexuellenproblem nicht durch die Progressiven auf die Tagesordnung der Generalsynode (= A.B. + H.B.) gebracht worden ist, sondern durch die evangelikale Minorität in der Synode A.B.

In den nächsten Monaten werden die synodalen Ausschüsse die noch offenen rechtlichen, liturgischen und matrikenmäßigen Probleme zu lösen versuchen.

Und was geschieht, wenn dann 1998 die Synoden die Segnung von -einander auf Dauer verpflichteten -homosexuellen Paaren beschließen sollten?

Natürlich keine Zwangsverpflichtung: Keine Pfarrerin, kein Pfarrer wird so eine Segnung vornehmen müssen.

In freier geistlicher Verantwortung wird jeder zu entscheiden haben, ob eine von der Kirche gebilligte Vorgangsweise auch die seine sein kann. Das wird selbstverständlich auch im Gespräch und Beratung mit den frei gewählten Gemeindegremien (Gemeindevertretung, Presbyteri-um) geschehen. Evangelische Pfarrgemeinden haben ein traditionell starkes Autonomiebewußtsein -auch in geistlichen Angelegenheiten. Auch ein zeitlich begrenzte regionales - zum Beispiel für die Superin-tendenz Oberösterreich - Aussetzen der Segnung wäre grundsätzlich denkbar.

Nur - wenn sich alle Verantwortlichen darin einig sind, daß „homosexuelle Menschen Brüder und Schwestern in Christus sind”, wird sich wohl eine unchristliche „Lösung” von selbst verbieten.

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