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Was Meinungsforscher für Glauben halten

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Unbeleckt von theologischer Sachkenntnis und mit der Inbrunst eines „Aufklärichts”, den das „liberale Forum” gesponsert haben könnte, hat das Linzer „market”-Institut durch „seine” Fragen das Glaubensbekenntnis der Österreicher erhoben.

Erster Artikel: Heilige Banalitäten: Ich glaube, daß es ohne Sitte und Ordnung kein gutes menschliches Zusammenleben gibt. Ich glaube, daß der Mensch ein Gewissen hat, daß ihm sagt, was gut und böse ist; daß es die Aufgabe der Menschheit ist, den Nachkommen eine „heile” Welt zu hinterlassen; daß Gutes zu tun ein Wert an sich ist, und daß der Freiheitsdrang des Menschen so groß ist, daß er auf die Dauer nicht unterdrückt werden kann.

Zweiter Artikel: Heilige „An-tikwietäten”: Ich glaube, daß im Leben alles vorherbestimmt ist; daß die menschliche Seele unsterblich ist; daß es Wunder gibt; daß es Menschen gibt, die Zukünftiges voraussehen, Hellsehen können; daß es einen Zusammenhang zwischen dem menschlichen Schicksal und den Sternen gibt. Ich glaube, daß es einen Teufel gibt.

Dritter Artikel: Heiliges 18. Jahrhundert: Ich glaube, daß der Mensch im Grunde genommen gut ist; daß alle Probleme mit dem Verstand gelöst werden können; daß die Entstehung der Welt wissenschaftlich ganz geklärt werden kann. Ich glaube, daß alle Körper gleich begabt sind und Unterschiede nur durch die Umgebung entstehen; daß der Mensch ein vernunftbegabtes Wesen ist, das keine anderen Instanzen wie zum Beispiel Gott benötigt; daß menschliche Grenzen ausreichen, um die Werke eines guten Zusammenlebens zu sichern; daß der Mensch vom Affen abstammt.

Vierter Artikel: Von der Bibel: Ich glaube, daß in der Bibel etwas Gültiges für die Menschen steht. Aber ich glaube nicht, daß einmal auf der ganzen Welt

Frieden sein wird, und daß einmal die Zeit kommen wird, in der es in der Welt keine Armut und kein Elend mehr gibt.

Besonders fällt auf, daß alle diese Fragen nichts mit dem christlichen Glauben zu tun haben. Daher war dieser auch nicht festzustellen. Man muß nur „richtig” fragen: Zum Beispiel bei einer Media-Änalyse: Glauben Sie, daß in einer rosa Zeitung die Wahrheit steht, wenn schon nicht der Glaube?

Im übrigen bin ich wohl selber ungläubig, wenn ich den „Meinolo-gen” glauben darf: als Mann, Akademiker, unter 60 Jahre alt und 187 cm groß!

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