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Ein Halt in der Not

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Mädchen, 14,6 Jahre (ohne Angabe der Konfession):

„Ich glaube nur insofern an Gott, als er ein Halt und eine Stütze ist, an die man sich in der Not klammern kann. Man kann ihm alle Sorgen anvertrauen ... Er ist eigentlich ein Hirngespinst, und er hat gar nichts in unserem Leben und in unserer Welt zu bedeuten. Denn fast alles, was Er geschaffen und bewirkt hat, läßt sich in der Wissenschaft oder mit einfacher Logik erklären. Und die Dinge, über die die Menschen noch im unklaren sind, werden sich eines Tages noch natürlich aufklären. Man macht es sich viel zu leicht, indem man alles Unerklärliche auf Gottes wunderbare Schöpfung zurückführt. Ich glaube, manche Menschen denken so ähnlich wie ich, und sie haben deshalb große Zweifel an Gott.“

Mädchen, katholisch, 19 Jahre:

„Ich habe mir oft Gedanken gemacht, warum ich an Gott glaube. Die Existenz Gottes ist für mich eine Tat sache, da die Welt nicht aus der reinen Materie entstanden sein kann. Ich unterhielt mich mit einem Atheisten, der sagte, er glaube, daß die Welt sich nach anfänglich vorhandenen physikalischen Gesetzen weiterentwickelt habe. Woher aber sollen diese physikalischen Gesetze kommen? Ein Gesetz kann nicht aus dem Chaos entstehen. Also muß es ein höheres Wesen geben, das wir mit Gott bezeichnen ... Glau- benslosigkeit ist manchmal ein Einfluß durch das Milieu oder den Umgang mit Menschen. Oft ist es pure Bequemlichkeit. Diese Gründe spielen besonders bei Jugendlichen eine große Rolle. Reife Menschen und besonders Wissenschaftler sind schon oft vom Atheismus zum Glauben übergegangen, denn gerade für Menschen, die Einsicht in die tieferen Vorgänge der Welt und ihre Gesetze haben, ist es eigentlich unmöglich, glaubenslos zu leben. “

Mädchen, katholisch, 19 Jahre:

„Nach meiner Meinung ist der

Glaube Gnade, der der Mensch gegen- r übergestellt wird, denn er kann sich t nicht dagegen wehren. Ich glaube an g Gott, weil ich seine Realität so stark e wie die lebendiger Menschen oder gei- a stiger Wirklichkeiten erfahre. Dieses v Bewußtsein bezeichne ich als Gnade, g die den einzelnen gegeben ist oder nicht. Ich glaube, daß die Glaubenszweifel sehr eng mit der Lebensführung Zusammenhängen, das heißt, sobald der Mensch sich von den Geboten Gottes und seiner Kirche löst, wird auch die Realität Gottes weniger erfahrbar... Glaubenszweifel sind allein dadurch zu überwinden, daß man schon vorher von der Existenz dieser Zweifel weiß und sich darauf vorbereitet — das heißt, man nimmt sie an in dem Bewußtsein, daß es Zweifel, nur Versuchungen, sind, die zum Glaubensleben dazu gehören, die man, wenn man sie nicht lösen kann, stehen lassen muß im Vertrauen..."

Hilfsarbeiter, katholisch,

16,11 Jahre:

„Einer muß ja angefangen haben. Darum glaube ich an Gott. Weil viel zweifei wie ich, ich glaube eben nicht daran, daß es Gott noch gibt. Das er gelebt hat, das Glaube ich noch. Aber wie kann einer umsterblich sein.“

Hilfsarbeiter, evangelisch,

17,6 Jahre:

„Ich glaube überhaupt nicht ah Gott, ich habe mich noch keine Gedanken daüber gemacht. An Gott zu glauben ist für mich ein Kunststück. Ich meine ich habe in noch nicht gehsehn und dann glauben ich auch nicht daran, er ist für mich ein Stück pa-

• u pier ...

Berufsschule, Durchschnittsalter 17 bis 20 Jahre, Feinmechaniker- und Maschinenschlosserlehrling:

„Was hätte das ganze religiöse Leben für einen Sinn, wenn es nicht etwas gäbe, an das man glauben könnte. Es wäre doch dann nur eine Schale, in die man sich verkriechen könnte, während der Kern fehlt..."

Berufsschule, Lehrling des Metallgewerbes:

„Die Sache mit Gott ist eine Sache für sich. Es wird einem viel erzählt, daß es einen Gott gibt. Beweise hat man nicht. Vielleicht deshalb glauben viele Menschen nicht an Gott. Der Mensch ist ein Egoist. Wenn an ihm persönlich Dinge getan würden, die mit Gott in Verbindung gebracht werden können, würde er an Gott glauben. Wenn sich die Dinge zu seinem

Gunsten auswirken würden (Geld, Beruf, Familie usw.), würde er Gott verehren und ihn anbeten. Da sich im heutigen Leben fast alles um die materiellen Dinge dreht, stellt er Gott in den Hintergrund. Als Beispiel möchte ich einige Sachen anführen: Viele Mädchen nehmen nur den jungen Mann als Freund, der zumindest einen Wagen hat... Alles dreht sich also um das Geld und nicht um Gott, von dem alles abhängen soll. Warum greift Gott nicht ein, wenn Dinge passieren wie im Kongo, in Laos oder wo anders? Hier könnte Gott doch einen Beweis für sein Dasein liefern.“

Jungarbeiter, evangelisch,

16,10 Jahre:

„Ich glaube an Gott und mir duen die Menschen Įeit die über alles lachen wenn einer mal erzählt daß er an den lieben Gott glaubt, dann denke ich so im still das der liebe Gott in einmal ein Wunder gescheen lest und er dann auch an den lieben gott glaub und warum ich an den lieben Gott das ist ganz einfach den ich kan mir nicht vorstellen das wen man tot ist dan alles so aus ist.“

Jungarbeiter, 17,4 Jahre (ohne Konfessionsangabe):

„Weil es den lieben Gott garnicht gibt. Das ist nur so eine Erfindung. Ich meine wenn einer Tod ist das er in den himmel oder Hölle dies ist doch lauter Gerede.“

Hausgehilfin, evangelisch, 17,6 Jahre:

„... Vor einem Jahr war für mich Weihnachten ein Fest der Freude, ich habe fest an Chiristus geglaubt, bin zur Kirche gegangen ..., aber diese Weihnachten waren mir so gleichgültig. Warum, das weiß ich selbst nicht richtig.“

Aussteuernäherin, evangelisch,

17,1 Jahre:

„Unsere heutige Welt unterdrückt den religiösen Glauben, weil alles viel zu verführerisch ist. Heute sagt fast jeder Mensch: Ich habe keine Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, oder: Ich habe andere Sorgen, die wichtiger sind. Bis jetzt sind mir noch keine Zweifel gekommen, nur denke ich immer, wenn ich wirklich gottes- fürchtig werden will, muß ich auf vieles verzichten. Dafür ist alles viel zu verführerisch und mein Egoismus zu groß."

Weiblicher Lehrling, katholisch,

18,6 Jahre:

„Gott ist überall: er ist allgegenwärtig! ...Wenn ich die Gegenwärtigkeit und das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit begründen und beweisen könnte, wäre es kein Glaube mehr . .. Ich habe noch keinen Zweifel an Gott oder der Kirche gehabt."

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